Morgen also. Morgen geht es los. Urlaub. Endlich!!!!!
In den letzten Wochen hat sich eine lustige Situation immer wiederholt. Egal, wem ich von unseren Reiseplänen erzählt habe, immer war die Reaktion die gleiche: „Jöööö, Österreich!!! Super Idee, das will ich auch einmal machen!“ Dann folgte fast immer: „Aber da müsst Ihr uuuuunbedingt nach …. fahren und dort zum … gehen, das ist total schööön!“. Das Fazit lautet also: einzelne Punkte kennt jeder. Aber alles, einmal rundherum, das hat noch niemand im Bekanntenkreis gemacht.
Das zweite, was jeden in ungläubiges Erstaunen versetzt hat, war die strenge, mengenmäßige Reglementierung. Ein alter Porsche ist nun mal kein Kombi. Wenn man die über 2000km nicht mit einem Haufen Zeugs auf dem Schoß verbringen will, bleibt als Alternative nur die Einschränkung auf das Wesentliche, vor allem, wenn Malsachen und die Fotoausrüstung auch noch mit sollen. Aber so wie es aussieht, geht sich alles aus.
So. Morgen also.
Und wie stimmt man sich kulinarisch am besten auf einen Österreich-Urlaub ein?

Mit dem österreichischen Nationalgericht, dem Wiener Schnitzel. Im Original aus dünnen Kalbsschnitzeln, die erst in Mehl gewälzt, dann durch verquirltes Ei gezogen und zum Schluss in Semmelbröseln wohlig eingepackt, um hernach in der tiefen Pfanne in Schweine- oder Butterschmalz goldig-knusprig herausgebacken zu werden. Im günstigeren Preissegment, so wie bei unserem Lieblings-Haus-und-Hofwirt, bestehen die Schnitzerln aus Schweinefleisch, was aber, wenn man dabei ebenfalls auf Qualität achtet, gar nicht unbedingt ein Nachteil ist. Wesentlich mehr, als über die Frage „Kalb oder Schwein?“ scheiden sich die Geister über die Beilagen. Pommes? Ist nicht österreichisch – und ein Schnitzel kein Burger. Erbsenreis? Der hat in der typischen österreichischen Küche so gar nichts mit der vollmundigen Cremigkeit eines Risotto gemeinsam, sondern ist eher – naja, nennen wir’s beim Namen – eine ziemlich staubtrockene Angelegenheit. Zu trocken zu ebenfalls trockenen, weil saucenlosen Schnitzerl. Nein, die einzig wahre Beilage zum Schnitzerl (übrigens steht „Schnitzel“ in Österreich zweifelsfrei und völlig logisch exklusiv für das WIENER Schnitzel. Man müsste es schon eher dazu sagen, wenn es sich einmal NICHT um ein Wiener Schnitzel handelt) – also die einzig wahre Beilage ist der Erdäpfelsalat. Feinblättrig geschnittene speckige (= festkochende) Erdäpfel werden mit gehackten Zwiebeln, ein bissl Suppe – und in der Steiermark mit Kürbiskernöl und einem kräftigen Mostessig abgemacht, bloß nicht mit Mayonnaise und südlich des Semmering bloß nicht mit Zucker, sondern schön salzig abgeschmeckt. Wer die Zeit nicht hat für so einen Salat, soll es bleiben lassen – und um Gottes willen nicht zum Dosen- oder Kübelsalat greifen. Der mayo-freie Erdäpfelsalat wartet auch mal gern ein Stündchen auf seinen Verzehr, aber die Verzehrer sollen nicht auf den Salat warten. Der hat’s gern gemütlich und will ein bissl duchziehen, was das Geschmackserlebnis entscheidend verbessert.
Und der ultimative Trick ist der, dass man die knusprige Panade nicht nur mit der obligaten Zitronenscheibe beträufelt, sondern das abgeschnittene Schnitzelstück kurz in den Edäpfelsalat tunkt und sofort isst. Die Panade soll nicht aufweichen, sondern nur durch die Zitrone oder eben den Essig einen Hauch Säure aufnehmen.
In jedem anständigen Gasthaus wird einem ganz selbstverständlich ein Stückl Alufolie oder Pergamentpapier gereicht, wenn die umsichtige Servierperson beim Abräumen größere Schnitzelreste auf den Tellern wahrnimmt. Denn ein Wienerschnitzerl ist auch kalt eine feine Jause – wenn es überhaupt so weit kommt.
Wörterbuch: Erdäpfel – beim Aussprechen wird das „d“ mit den Äpfeln zusammengezogen, also „Er-däpfel“ = Kartoffel