Welt-Wunder / Wunderwelt (Tag 1)

(C) Thomas
(C) Thomas

Hä????
Wie passt denn der Petersdom hier rein??????

Alles der Reihe nach…
1. Musik anstellen
2. Puffn wieder wegstecken, wir bleiben friedlich
3. Kopfkino einschalten
4. Film ab.

Sengende Hitze. Jeder Schritt erzeugt ein trockenes Knirschen (da Flipflops kein metallisches Sporen-Klirren erzeugen, und wir die Klunkerklimperschlapferln lieber der Tussi-Fraktion überlassen, müssen wir abermals die Fantasie strapazieren. Klirren also) Der gefleckte kleine Hauslöwe döst im Schatten, nur das trockene Sirren der Zikaden ist zu hören (eben könnt‘ noch eine Wüstenhexe vorbeirollen, aber die waren grad aus – und Wind geht auch keiner) als wir unseren treuen weißen Schimmel satteln und in den Sonnenaufgang düsen.

Go West.

Über die Pack. Für alle nicht österreichischen Leser muss ich kurz ein wenig ausholen. Es gibt die Steirer. Und es gibt die Kärntner. Die beiden sind einander ähnlich liebevoll zugetan wie die Bayern und die Preussen. Oder die Belgier und die Franzosen. Oder auch die Ösis und die Deutschen. Wir Steirer finden es aber ganz praktisch, dass der liebe Gott ein paar Hügel zwischen uns und unsere Lieblingsnachbarn gestellt hat (Richtung oben ja übrigens auch). Die Pack ist also sowas wie die Mama, die sich schlichtend zwischen die zwei Kleinkinder setzt, damit a Ruah ist. Nach vielen Jahren Bauzeit („Mei, dass ich das noch erleben derf'“) ist die Autobahn von hüben nach drüben fast fertig und kommod befahrbar, ohne von LKWs in die Leitplanken gezwungen zu werden, alle sonstigen Hügel, die noch im Weg waren, erfolgreich durchlöchert und ein paar Raststätten hingepflanzt. Man kommt also recht kommod in das südlichste österreichische Bundesland, jawohl, trotz innigster Bemühungen, sich rauszuboxen und vieler Versuche, es den Rest-Österreichern so richtig zu vergällen mit den Kärntnern (schöne Grüße an den Jörgl) – es gehört also immer noch dazu. Und Kärnten hat etwas, worauf vor allem die Steirer in den südlichen Bezirken ziemlich neidisch sind – nämlich einen Haufen Seen. So richtige, keine ausgebaggerten Schottergruben, sondern echte. Mit Fischen drin und Booten drauf und einem Haufen schöner Gegend drumherum. Aber halt, ich schweife ab.

Rom. Das war’s ja. Das gehört ja aufgeklärt.

Neben einer kurzen Stippvisite in der sonntagmorgenverschlafenen Klagenfurter Innenstadt am Neuen Platz beim Lindwurm = Wahrzeichen von Klagenfurt (der nix wurmmäßiges ist, sondern ein niedlicher kleiner Drache)…

(C) Andrea
(C) Andrea

(Herzig, gell?)
Nach einem Kaffe in Würmchen’s Windschatten ging es in sengender Hitze (Musik vorstellen. Sporenklirren. Wüstenhexen. Verschwitzte Gesichter.) weiter nach Minimundus. Auf einem überschaubaren Areal von 26.000m2 sind viele der schönsten Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen der ganzen Welt nachgebaut. (Tadaaaaa!!!! Jaaaaa, auch der Petersplatz). Zwischen den Monumenten düsen kleine Modelleisenbahnen herum, eine deutsche Burg steht neben dem Sydney Opera House und im Schatten des Eiffelturms starten die Space Shuttles. Zum Glück wurde in Petra und in einem jemenitischen Wadi kein Original-Skorpion aus dem direkt angrenzenden Reptilienzoo zu den kleinen Plastikkamelen gesetzt. Unter der Plexiglaskuppel des Salzburger Hangar 7 stehen kleine eingetopfte Palmen, rund um Neu Schwanstein und japanische Tempel auf Bonsai-Format zusammengestutzte Bäumchen und Büsche. Man fühlt sich wieder wie ein Kind und überlegt ernsthaft, auf dem Grundstück zu Hause kleine Wassergräben zu ziehen und Schienen zu verlegen. Diese kleine Wunderwelt gehört dem Verein „Rettet das Kind“, folglich kommen die Erlöse einem wohltätigen Zweck zugute.

Sobald die übrigen Fotos von der Kamera geladen und bearbeitet sind, werden an dieser Stelle noch einige mehr eingefügt.

Neben Minimundus hat Klagenfurt noch etwas sehr Praktisches. Es liegt am letzten Eitzerl gerade noch (mir fällt grad wieder der Hauslöwe ein – so wie der Hauslöwe grad wenigstens noch mit dem Pfotenspitzerl auf der frischen Bügelwäsche liegen will) an einem der schönsten aller österreichischen Seen, dem Wörthersee.

Und was macht man am besten an so einem sengend heißen Tag an so einem See? Schifferl fahren! Im Schatten an Deck sitzen, gekühltes Mineralwasser mit Pfirsich-Aspartam-Geschmack schlürfen und dösen, während am Ufer jede Menge Protzbauten der Hortens, Stronachs und Flicks dieser Welt vorbeiziehen, allesamt entweder im Klagenfurter Sommerbarock, Späten Resopal oder nüchternem Jahrtausendwende-Beton erbaut. Das Seeufer als Ansammlung schräger Bausubstanz zu beurteilen, wäre aber auch nicht fair, zwischen all dem neureichen Prunk stehen auch immer noch jede Menge hübscher antiker Seevillen mit schmucken Holzveranden, alten Lindenbäumen, Hortensien und schilfgesäumten Bootsstegen. Da flackert dann kurz Neid auf und man überlegt, wie hoch der Lottosechser sein müsste und wie das wohl wäre, wenn man sich den Sommer über dann unter so eine Linde verzupfen würde und dann ginge man abends fischen und morgens schwimmen…

(C) Thomas
(C) Thomas

Schwimmen. Ja, das haben wir dann auch noch gemacht. Und endlich hat sich dann das Mundharmonika-Gejaule im Ohr gelegt, die Sporen sind von den Flipflops abgefallen, die Zikaden sirren immer noch, aber statt Brandy im Saloon steht vor einem Aperol Spritz mit einer Menge Obstsalat am Spieß (Indianderpfeil?) und ein sensationeller Sommerabend hüllt einen in ein indigoblaues Seidentuch (Decke wär zu warm).

[ich weiß nicht warum, aber in meiner Ipad-Ansicht – und hoffntlich nur dort – fehlen die Links und lassen sich nicht reparieren. Ganz oben führt das Wort Musik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“, dann wurden Minimundus und der Reptilienzoo Happ verschluckt, und das bei der Hitz’…]