Licht – Schatten – Licht (Tag 6)

Licht…
am Morgen – einige Eindrücke aus dem Bregenzer Wald von der Strecke Dornbirn – Alberschwende – Egg – Schoppernau und über Schröcken weiter nach Warth – Lech und den Arlberg:

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Schatten…
…weil uns leider genau in der Ortseinfahrt nach Kitzbühel der Wagen eingegangen ist – wobei das wieder ein Riesenglück war, dass es hier passiert ist und nicht auf der Autobahn oder im Nirgendwo. Hat zumindest die Besichtigungspläne für den heutigen Tag zusammengehauen, aber ab sofort läuft wieder alles planmäßig, weil wir von der Versicherung sofort den Abschleppdienst und einen Leihwagen organisiert bekommen haben. Fazit: Klimaanlage ist bei 36 Grad sehr angenehm. Aber ist nicht einmal halb so lustig, wie wehende Haare bei offenem Dach.

Licht…
… eben deshalb, weil wir Glück im Unglück hatten. Aber vor allem deshalb, weil wir heute Abend im Himmel gelandet sind. Warum?

Tschüüüüüß, bis morgen, da gibt’s die Auflösung 🙂 🙂 🙂

Was macht ein Österreicher…

… wenn er unter der Zeit so ein bissl Hunger kriegt?

Auf nix Großes, schließlich steht ja sicher in absehbarer, aber im Moment zu entfernter Zeit das nächste „richtige“ Essen auf dem Plan. Es sollte also was Kleines sein, aber grad groß genug, um sich über diese Zeitspanne zu retten. Möglicherweise oder sehr wahrscheinlich befindet sich die eigene Vorratshaltung auch grad außerhalb einer unmittelbar überwindbaren Distanz, die das kleine Hungerproblem durch einen beherzten Griff in den Kühlschrank lösen könnte.

Man hat also Hunger, man ist unterwegs, führt üblicherweise weder Porzellan noch Besteck mit sich und braucht schnell was Gutes, Praktisches.

Zu diesem Zweck hat der Österreicher die Wurstsemmel (um ihre Deftigkeit zu unterstreichen, gerne liebevoll auch Wurschtsemmel genannt – überhaupt ist das Wort „Wurscht“ aus dem österreichischen Wortschatz nicht wegzudenken) erfunden. Vielleicht war’s auch jemand anderes als die Österreicher, in dem Fall tritt aber automatisch die Prämisse „Die Österreicher waren’s“ in Kraft (da gibt es andere Gelegenheiten, wo wir gerne auf diese Prämisse pfeifen).

Was braucht es also für so eine richtige Wurstsemmel?

Als erstes natürlich einmal eine Semmel. Übrigens, wenn man als (deutscher) Tourist in Österreich gerne so lange wie möglich unerkannt bleiben will, muss man sich dieses Wort ganz oben in’s Vokabelheft schreiben. Bei „Brötchen“ fliegt man sofort als Nicht-Österreicher auf, im besten Fall kriegt man sowas wie ein Sandwich hingestellt.

Eine Semmel also. Nachdem im klassischen Klischee über den typischen Österreicher aber das Wort „unkompliziert“ nicht vorkommt, ist es mit dem schlichten Wunsch nach einer Semmel noch nicht getan. „A lange oder a runde…?“ wird man oft von der Verkaufsperson hinter der Budel gefragt? Ja welche nun? Immer diese Entscheidungen… Wie beim „Twinni“ und den „Schwedenbomben“…

Ich könnte schwören, dass die runden Semmeln besser schmecken. Sie lächeln einen schon so freundlich an, erinnern mit ihren Wirbel-Flügerln irgendwie an die bunten, fröhlichen Plastik-Windradln unserer Kindheit. Die langen Semmeln sind durch ihre eingebaute Sollbruchstelle ideal zu teilen. Aber wer will das schon? Man kann auch Kleinkinder gut dran herumkauen lassen und die aufgeweichte Semmel anschließend als Dichtungsmasse im Brunnenbau verwenden.

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Die Semmel muss unbedingt frisch und knusprig sein. Nix ist schlimmer als eine „letscherte“ Semmel. Letschert ist in Österreich einer dieser Universalbegriffe, die fast immer passen. Lebensmittel können letschert sein, Personen, Vegetation, Geschmack. Und es ist schwer, diesen Begriff zu übersetzen. Bleiben wir bei den Semmeln, da bedeutet letschert einfach das Gegenteil von knusprig. Dank der Backöfen in den Supermärkten, die alle zwanzig Minuten frische Semmeln ausspucken, ist die gefürchtete Nachmittags-Letschertheit kaum mehr wo anzutreffen (also zumindest nicht bei Semmeln).

Man nehme also eine Semmel, die den o.g. Voraussetzungen entspricht und schneide sie einmal rund um den Äquator durch. Jetzt kommt die Wurst in’s Spiel. Und wer jetzt gedacht hat, die Wurscht wär‘ wurscht, täuscht sich gewaltig. Schinkenwurst, Jausenwurst, Polnische, Salami. Alles wurstsemmelmäßig zu vergessen. Die einzig wahre Wurst für eine Wurstsemmel ist die Extrawurst. Punkt.

Extrawurst ist eine österreichische Brühwurstsorte. Sie wird aus Rind- und Schweinefleisch unter Beigabe von Speck, Knoblauch und Gewürzen hergestellt. Die Wurstsorte gibt es mindestens seit Beginn des 19. Jahrhunderts und wurde in der Rezeptur fortwährend verändert. Sowohl historisch als auch regional gibt es Unterschiede in dem Verhältnis der Zutaten, der Beschaffenheit, der Würzung und der Zubereitung. (behauptet Wikipedia)

Gut 40-50 Gramm, feinblättrig aufgeschnitten gehören in eine Semmel. Alles darunter ist knausrig, alles darüber ist übertrieben, es heißt ja Wurstsemmel, nicht Semmelwurst. Und dann wär da noch das optionale Gurkerl. Für das ultimative Geschmackserlebnis und Mundgefühl müssen ein paar Scheiben von einem großen Essiggurkerl unbedingt in’s Semmerl.

Der entscheidende geschmacksgebende Moment ist jedoch der, wenn die Verkäuferin die fertig gerichtete Semmel in ein Blatt Wurstpapier einschlägt und gar noch in ein Papiersackerl steckt. Da verändern sich wohl irgendwelche Moleküle oder Eiweißverbindungen oder sonst ein Zusammenhang zwischen Semmel, Wurst und Gurkerl, der eine Wurstsemmel erst zu dem Hochgenuss machen, der sie bei richtiger Zubereitung und artgerechtem Verzehr ist. In diesem Zustand kann das Semmerl auch noch ein kurzes Weilchen, aber nicht zu lang (!), sonst tritt die gefürchtete Letschertheit ein. Zum Vergleich mit einem Supermarkt/Fleischhauer-Semmerl könnte man frische Semmeln kaufen, die adäquate Menge Extrawurst und ein Glas Gurken und sich die ganze G’schicht‘ auch daheim zusammenrichten. Zu allem Übel wird die arme Semmel vielleicht noch erbarmungslos auf einen Teller gesetzt?????!!!!!! Kein Vergleich. Und außerdem ein regelrechtes Sakrileg. Daheim, gar auf einem Teller, zusammenrichten kann man ein Käsebrot, oder zum Frühstück eine Marmeladesemmel.

Um Gottes willen…. nein, der Moment des Wurstsemmelverzehrs gehört zelebriert: als erstes gehört das Papiersackerl in der Manier aufgerissen, wie dreijährige Kinder das Weihnachtspackerl, wenn keine Oma in der Nähe ist, die unbedingt „das gute Papier noch aufheben“ will. RATSCH!!! Einmal quer durch. Explosionsartig breitet sich ein Wohlgeruch aus, eine Mischung aus Papier und paradiesischem Wurstsemmelaroma, das bereits zart durch das Pergamentpapier nach außen dringt. Nun kommt die zweite Schicht, das Pergament. Das öffnet man so, wie man ein Päckchen öffnet, in dem man ein ganz wertvolles Schmuckstück oder etwas sehr Zerbrechliches vermutet. Bei dieser Schicht wird nicht ge-RATSCH-t, sondern vorsichtig freigelegt. Jetzt ist die ganze Umgebung erfüllt von wunderbarstem Wurstsemmelduft, vor einem liegt das Wunderding, lächelt einen fröhlich an und ruft „Iss‘ mich!“

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Wer bis jetzt alle Regeln befolgt hat, wird nun belohnt: mit einem herzhaften Biss durch knusprige Semmelkruste, weiches Semmel-Innenleben, knackiges Gurkerl, schmelzend-weiche Extrawurst und wieder zurück durch die Semmel – so lange, bis alles bis auf den letzten Brösel verputzt ist. Und wer an diesem Punkt angelangt ist, weiß, dass teilbare lange Semmeln die unsinnigste Erfindung seit der Erfindung der Gelsen sind. Naja, fast.

Sonnencreme, Berge und die Sponsoren (Tag 5)

Irgendwie sind wir sowieso sowas von brav und anständig, und darum haben wir uns dieses grenzgeniale Wetter verdient – als wär’s eine Entschädigung für Waschlwetter in Schottland voriges Jahr und Islandtief vor zwei Jahren. Aber (nicht nur) heute früh haben sich die selbstgestrickten Mützen bewährt, denn um halb neun morgens ist es auf knapp 2.000 Metern Seehöhe knackig frisch um die Ohren.

Wenn man nämlich in Galtür keine Lust hat, wieder umzudrehen – und wieso sollte man auch – fährt man einfach weiter gerade aus und befindet sich mittendrin in einer weiteren wunderschönen Gebirgslandschaft, der Silvretta, auf einer Höhenstraße, die den Vergleich mit dem Glockner kaum zu scheuen braucht.

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Unmittelbar vor dem Pass überquert man nicht nur die Grenze von Tirol nach Vorarlberg, hier liegt außerdem der Silvretta-Stausee vor einem atemberaubenden Panorama. Der türkisblaue, völlig wolkenlose Himmel spiegelt sich im jadegrünen Wasser, das glatt wie ein Bügelbrett daliegen würde, höchstens mit ein paar davonhuschenden Kreisen rund um die Angelruten einiger Fischer, wenn nicht drei Vierer-Ruderer durch’s Wasser gleiten würden. Eine englische Rudermannschaft trainiert hier, neugierig beäugt von sandbraunen Kühen mit beneidenswert langen Wimpern.

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Ebensolche Rindviecher schieben außerdem weiter oben mitten auf der Straße Wache und kontrollieren die Mautkarten.

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Die hier sind übrigens nur auf der Rückseite lila bemalt, das kommt davon, wenn man einen Sponsorvertrag zum halben Preis unterschreibt. Da haben die Sonnencreme-Leute gleich mehr Geld in die Hand genommen und einen g’scheiten Berg hingestellt. Nur leider halten die Schneefelder im „Piz Buin“- Schriftzug bei der Hitz‘ nicht und verrinnen bis zur Unleserlichkeit. Die Sonnencreme kommt hier oben an ihre Belastungsgrenze, trotz Faktor 50 fängt der Nacken an zu brennen.

Nach ein paar beachtlichen HaarnadelSpiralnudel-Kurven talwärts liegt ein zweiter, kleinerer Stausee, der Vermunt-Stausee.

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Da sich von hier aus viele wunderschöne Wanderwege die Hänge zwischen Latschenkiefern hinaufschlängeln, wälzt sich schon um zehn Uhr vormittags eine Autokolonne aus dem Tal herauf, wie zur Rush-Hour auf der Grazer Nordeinfahrt.

Die Talfahrt ist nur etwas für Schwindelfreie und nichts für Autos mit maroden Bremsen oder angeknacksten Getrieben.

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Die Fahrt durch das Montafon und an Bludenz, Feldkirch und Dornbirn vorbei haben wir relativ zügig und ohne weitere Zwischenstopps hinter uns gebracht, um schneller an unser westlichstes Ziel zu gelangen, Bregenz und den Bodensee.

Nach einer kulinarischen Offenbarung im Restaurant am Strandbad…

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Titel der Kreation: „Frischer Sommersalat“. Man beachte die Karotten, Mais und Birnen (???) – alles gaaaaaanz frisch (aus der Dose halt, oder stand da was von Garten??? Na eben…). Ging übrigens genau so, wie er gekommen ist, zurück in die Küche. Auf Nimmerwiedersehen.

… nach diesem Erlebnis bestiegen wir ein Ausflugsschiff für eine zweistündige Rundreise auf dem See. Beim Betreten haben wir den Altersdurchschnitt um einige Prozent gesenkt, denn auf dem Schiff fand ein Betriebsausflug der Rollator-Formel1 statt, Hans-Albers-Verschnitt mit Akkordeon und Caterina-Valente-Lookalike plus üppigst gefülltes Tortenbuffett inklusive.

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Am obersten Deck waren wir vor Hans und Caterina relativ sicher. Und hätten nicht Brian, Robin und Cindy das ganze Oberdeck zwangsbeschallt, wär’s durchaus gemütlich gewesen. Als der Eiskaffe nach einer halben Stunde immer noch nicht serviert wurde, wollte ich schon nachsehen, ob die Strandbad-Tanten vielleicht kurzfristig den Arbeitgeber gewechselt haben, aber vermutlich ist der einfach Caterina zum Opfer gefallen.

Ich hätte mich heute eher erschießen lassen, als bei 30 Grad Vorarlberger Kässpätzle zu essen, aber zum Glück gibt es hier ja noch etwas anderes, was als echte Bodensee-Spezialität gilt, nämlich Felchen:

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Auch wenn ich nicht unbedingt versucht war, den Koch auf Knien um das Rezept anzubetteln, war’s ganz OK.
Die Innenstadt haben wir dann im Auto sitzend durchquert, denn auch wenn wir unsere Füße im bacherlwarmen See erfrischt haben, auf Herumhatschen hatten wir heute keine Lust mehr. Insgesamt war’s ein schöner Sommertag an einem netten See. Aber so rechte lockere Stimmung und Begeisterung wie am Wörthersee oder in Innsbruck will sich hier nicht wirklich einstellen.

Der Max und die Berge (Tag 4)

Obwohl wir gestern Abend wirklich hundemüde waren, ließen wir uns einen Bummel durch die Innsbrucker Innenstadt und den Inn entlang nicht nehmen. Nach den eisigen königlichen Grüßen wussten wir die sommerliche Wärme wieder zu schätzen und genossen die abendlichen Sonnenstrahlen.

Beim „Manna“ auf der Maria-Theresien-Straße gab es gebratenen Zander auf Grünkern-Eierschwammerl-Risotto (sagt man in Tirol tatsächlich Pfifferling oder ist das ein touristisches Zugeständnis?) – seeeeehr gut 🙂

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Ein kobaltblauer, wolkenloser Himmel mit einem blitzeblank geputzten Panorama erwartete uns dann heute früh. Ich kannte Innsbruck bisher nicht und muss ehrlich gestehen, dass ich diese Stadt völlig unterschätzt hatte. Wir Grazer sind ja, was eine schöne Altstadt betrifft, ein ziemlich verwöhntes Pack, außerdem auch heikel, was die Attitüde betrifft – wie schon mal erwähnt, immer ein bissl neidisch auf die mondänen Geschwister Wien und Salzburg 🙂 :-). Die eine kommt uns zu „großkopfert“ daher, die andere zu kapriziös. Wir sind zwar selber gern ein bissl kompliziert, aber diese Eigenschaft nimmt man ja immer als erstes „bei den anderen“ wahr.

Aber Innsbruck, ja, das passt. Vor längerer Zeit beide von den Habsburgern gestreift und dann weitestgehend in Ruhe gelassen, mit baulichen Juwelen geschmückt, in einer schönen Umgebung, ein bissl eigensinnig und beide haben ihre USP (Unique Selling Position) gefunden. Die eine die künstlerische Avantgarde, die andere prominent durch Sport-Events.

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Die Habsburger… Graz hatte den Vater, Friedrich III., aber Innsbruck hatte den Sohn, nämlich Maximilian I.. Sein größter Wunsch war es, nur ja nicht vergessen zu werden. Und damit dies nicht geschieht, verfügte er schon zu Lebzeiten, dass ihm ein phänomenales Grabmal errichtet werden sollte. Er verfügte nur nicht, wo. Prompt geschah das Unglück, dass Maximilian nicht nur schon lange vor der Fertigstellung dahingerafft wurde, sondern, dass dies auch gar nicht in Innsbruck geschah. Erst Maximilians Enkel sorgte für den Bau der monumentalen Innsbrucker Hofkirche und die Fertigstellung des Grabmahls. Nur der Max, der fehlt noch immer. Bis heute.

In einer kleinen feinen, sehr beeindruckenden Multimedia-Schau wird in einer knappen Viertelstunde die Epoche Maximilians erklärt. In der Kirche erklärt ein hochinformativ und ausgezeichnet geschriebener Audioguide die Geschichte rund um Maximilian, die künstlerische Arbeit am Grabmahl und die Charaktere der Bronze-Figuren, der „Schwarzen Mander“.

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Die Sport-Events… durch die Lage ist Innsbruck gegenüber Graz natürlich schwer im Vorteil: umgeben von lauter „schi-baren“ Bergen, einer davon mitten in der Stadt gleich noch steil genug für eine ordentliche Schanze. Wir armen armen Grazer können nicht einmal vom Schlossberg runterwedeln, haben weit und breit kein anständiges Gewässer in der Nähe, und dann bauen’s uns den Red-Bull-Ring auch noch in die Obersteiermark… 😉 😉 ;-). Klarer Punktesieg für Innsbruck also, und mit einem riesengroßen Schlierenzauer-Fan als Kind war es natürlich naheliegend, das Bergisel-Stadion zu besuchen.

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Menschenmassen kochen, Fahnen werden geschwenkt, das Team liegt 5 Punkte vorne und gleich ist er an der Reihe, der Champion, er steht schon oben an der Absprungluke, der Trainer reißt die Fahne nach oben, der Champion geht in die Hocke, er zieht los, gewinnt an Geschwindigkeit, jetzt, jetzt ist er am Schanzentisch und die kochende Menge schreit aus einer Kehle
“ FLIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEG!!!!!!!!!!!!!“….

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… Und er fliiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeegt und fliiiiiiiiiieeeeeeeegt, über die Arena hinaus, auf dem Friedhof vor der Wiltener Basilika gehen durch den Fahrtwind alle Kerzen aus und er fliiiiiieeeeeeegt eine Runde um den Kirchturm, macht über Kranebitten einen großen Bogen in Richtung Westen und flllliiiiiiieeeeeegt durch das ganze schöne Inntal, bis ihm kurz nach Landeck das Navi sagt „Bitte drehen Sie bei der nächsten Gelegenheit um!“.

Man muss in Landeck natürlich nicht umdrehen, sondern kann sich auch links halten und gelangt so in’s Paznauntal, bekannt vor allem für Ischgl, wo im Winter so gerne die Urlauber im zugeschneiten Tal festsitzen. Am Talschluss des Paznauntals liegt vor der Silvretta der malerische Ort Galtür, das leider nicht nur durch verschneite Straßen, sondern auch durch die Lawinenkatastrophe vor fünfzehn Jahren bekannt wurde. Als „Flachländler“ kommt man nicht umhin, die massiven Lawinenschutzwälle hinter jedem hangseitig gelegenen Haus mit schaudernder Neugier zu bemerken und bekommt von den wuchtigen Bergmassiven rund um den Ort gleich noch eine ordentliche Portion Ehrfurcht vor der Natur eingebleut.

Als der liebe Gott mit dem Kitsch-Küberl in der Hand die Welt betrachtet hat, muss er wohl über dieser Gegend hier gestolpert sein und ganz ordentlich was verschüttet haben.

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Und so endete dieser Tag nach einer wunderschönen, gemütlichen kleinen Wanderung zur nahe gelegenen Menta-Alm mit einem anständigen Eierschwammerlgulasch und einem halben Rind in der hinter der Silvretta versinkenden Abendsonne.

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Von den Gipfeln weht ein almfrisches Lüfterl herunter, es duftet nach Heu, hoch oben schwirren Schwalben und schlagen sich die Bäuche mit Mücken voll und man sinkt erschöpft nach einer heißen Dusche in ein weiches Bett und ist zufrieden mit Gott und der Welt, und vor allem damit, dass sich der liebe Gott so richtig was hat einfallen lassen mit diesem Stückchen Welt.

Der König (Tag 3)

Bergen schreibt man ja gerne das Adjektiv „majestätisch“ dazu. Majestäten begegnet man mit Höflichkeit, Respekt, Verstand, und wenn sie sehr majestätisch sind – oder besser gesagt: sich dieses Adjektiv auch wirklich wirklich wirklich verdient haben – dann auch mit einer gehörigen Portion Ehrfurcht. Echte Majestäten benehmen sich auch so, manche distuingiert, erhaben, furchteinflößend.

Wie wird die Majestät uns heute wohl gesonnen sein?

Blick aus dem Fenster von Heiligenblut in Richtung Glocknergebiet
Blick aus dem Fenster von Heiligenblut in Richtung Glocknergebiet

Der Blick um halb acht Uhr morgens ist nach den nächtlichen Rgenschauern vielversprechend. Wir starten also von Heiligenblug über eine der spektakulärsten Panoramastraßen der Welt, der Großglockner-Hochalpenstraße. Die Mautgebühr von €33,- ist allemal gerechtfertigt, für die Naturkulisse, die hier geboten wird. Bald nach Heiligenblut teilt sich die Straße, ein Zweig führt auf die Franz-Josefs-Höhe, der andere Richtung Fuscher Törl. Wir wählen zunächst den Weg auf die Franz-Josefs-Höhe. Es ist noch wenig Verkehr und wir haben fast alle Aussichtspunkte für uns allein:
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Der Wind wird eisiger, Wolken jagen um die Gipfel und scheuchen ein paar Regentropfen vor sich her, bis wir schließlich das Ende der Straße erreichen, das Besucherzentrum bei der Franz-Josefs-Höhe
Glocknermassiv
Majestät geben sich sehr reserviert und haben sich einen wolkengrauen Mantel umgeworfen. Kein Purpur, Rubinrot oder Königsblau, sondern Eisglänzend, Schneeweiß und Felsengrau trägt dieser König. Dohlen spielen in den eisigen Windböen und sogar den Murmeltieren ist es zu kalt. Wir fahren mit der Zahnradbahn hinunter zur Pasterze, oder besser gesagt: dorthin, wo die Pasterze vor fünfzig Jahren hingereicht hat. Heute liegen zwischen dieser Stelle und der Gletscherzunge eine gute Stunde Fußmarsch über steile Stufen und Geröllmassen. Man bekommt eine Ahnung, wie gewaltig der Gletscher noch vor kurzem war, einen Wimpernschlag ist das her… ein kleines Stück gehen wir der Pasterze entgegen, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Und dann, plötzlich, spielen die Wolken über den Schneefeldern abfangen, reißen auf, zeigen kobaltblauen Himmel – das gefällt dem König, er hebt für einen ganz kurzen Moment den Schleier und zeigt seine ganze majestätische Pracht:
Der König der österreichischen Berge, der Großglockner
Der König der österreichischen Berge, der Großglockner

Auf dem Rückweg ist nach all dem Eis und dem Wind jeder Sonnenstrahl ein bisschen wärmer auf der Haut – wir fahren ja nach wie vor mit offenem Dach und lassen uns davon auch durch die eisigen Grüße nicht abbringen. An diesem Tag werden wir wieder daran erinnert, wo wir sonst am liebsten hinfahren: in den hohen Norden.

War dieser Teil der Strecke schon spektakulär, so wurde die eigentliche Glockner-Hochalpenstraße über das Fuscher Törl zu einem überwältigenden Erlebnis. Jede Spitzkehre eröffnet ein noch gewaltigeres Panorama, jeder Kilometer Straße noch mehr Erstaunen über die Pracht dieses Fleckchens Erde, jeder Höhenmeter noch mehr Ehrfurcht vor der gigantischen baulichen Leistung, dem Berg diese Straße abzuringen

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Es ist jetzt gar nicht fair, nun auf den Vorspulknopf zu drücken, das Fuscher- und das Gerlostal nur zu streifen. Man könnte Stunden, Tage hier verbringen und könnte sich nicht sattsehen, soviel hat der Nationalpark Hohetauern zu bieten.

Aber das war noch nicht alles an diesem Tag. Denn auf der Salzburger Seite des Gerlos befinden sich die Krimmler Wasserfälle die zu den höchsten, schönsten und beeindruckendsten Wasserfällen der Welt gehören. Ein Klick auf den Link eröffnet eine Welt, in der man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Wir haben es zum zweiten Wasserfall geschafft, der Weg geht aber noch viel höher hinauf und endet in einem märchenhaft schönen Hochtal.
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Wenn man ganz genau hinsieht, sieht man die Wasserelfen spielen
Wenn man ganz genau hinsieht, sieht man die Wasserelfen spielen

Überwältigt von den vielen Eindrücken, windzerzaust, wasserfallerfrischt und bergenergieaufgeladen – und vor allem sehr sehr müde – sind wir heute Abend hier angekommen…

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… aber das ist eine andere Geschichte.

Tag 2 – Edelsteine

Wo fängt man an, bei einem Tag der um so vieles breiter ist als viele andere? Wo man so viel sieht, so viele Kontraste, die alle zusammen dann wie Facetten in diesen funkelnden kleinen Diamanten geschliffen sind. Obwohl – nein – Diamant passt nicht. Es funkelt, es glänzt, es hat Feuer, aber mondän und protzig und primadonnenhaft ist es nicht, dieses kleine feine Land. Kein Diamant. Das wär wie so ein etwas zu üppig behangenes Landpomeranzerl beim Wiener Opernball. Ein wunderschöner mondklarer Bergkristall, geheimnisvoll, licht, und auch funkelnd – und in seiner natürlichen Schlichtheit etwas ganz besonderes unter all den Diven. Das passt besser.

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Unsere Route führte uns heute von Pörtschach am Wörthersee in Richtung Westen, über Hermagor nach Kötschach-Mauthen. Das Tal ist dort breit, (wie derzeit fast alle Orte in Österreich) heiß und trocken. So heiß, dass an den Flipflops wieder die Sporen klirrten und der 50er-Sonnenschutzfaktor hart an seine Grenzen gebracht wurde. Nach Kötschach-Mauthen – wo wir leider für ein kleines feines Mittagessen bei Sissy Sonnleitner viel zu früh dran waren, ein Sakrileg eigentlich… – beginnt die Route durch eines der schönsten Täler Österreichs, das Lesachtal.

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In engen Kurven windet sich die Straße in die Höhe, steile Schluchten, dichter Wald, offene Weideflächen und malerische kleine Orte wechseln sich ab

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Am Ende des Lesachtals kommt man ins obere Drautal und weiter in die Hauptstadt Osttirols und einem der Bergsportzentren, Lienz.

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In der Lienzer Innenstadt geht es fast noch betriebsamer zu als in Graz, es wutzelt sich durch die Gassen, es wutzelt sich in den Geschäften, es wutzelt sich in zahlreichen Cafés und Restaurants.

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(Schaut hier richtig menschenleer aus).

Ich wollte nicht schon wieder – so wie gestern – den üblichen PizzaPastaFocaccia- Einheitsbrei, sondern träumte, inspiriert durch die vielen Wildwasser auf unserer Strecke, von Fisch. Forelle. Was österreichisches. Wo gäbe es das wohl eher, wenn nicht im „Goldenen Fisch“? Auf der Vorspeisenkarte schließlich dann etwas typisch Regionales: Tiroler Graukäse. Dieser Käse wird aus magerer Milch (die nach dem Abschöpfen des Rahms übrig bleibt) hergestellt, die mit Milchsäurebakterien versetzt wurde. Daraus entsteht eine klumpige, topfige Masse, die zu Laiben gepresst mehrere Wochen reift. Dabei entsteht auf den Laiben ein Edelschimmelrasen, der mit längerer Reifung den Geschmack noch verstärkt. Der Geschmack…

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Serviert wird der Käse meist mit Essig und Öl mariniert, dazu Butter, Brot und hier im Goldenen Fisch noch mit einer ganzen Menge Garnitur. Gut so… denn der Geschmack… nunja, wollen wir ihn einmal „speziell“ nennen. Er ähnelt keinem Käse, den ich sonst noch so kenne und ich würde sagen, er ist nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Käsegemüter, die sich schon als mutig bezeichnen, wenn sie im Supermarktregal einmal zum Blauschimmel greifen. Dem ähnelt er aber auch nicht. Er hat auch nichts von der wuchtigen Würze eines Bergkäses, nichts Cremiges wie ein Brie, nichts Heftiges wie Ziegenkäse. Und trotzdem hat er etwas, was das Marinieren und die frischen Zwiebelringe mehr als rechtfertigt. Nasser Fetzen? Bissl was Ranziges? Ich weiß es nicht, und ich werde es auch nicht weiter recherchieren, außer vielleicht bei Gelegenheit in Form von Kaspressknödeln. Aber da kommt er dann ja auch nicht alleine daher, der Tiroler Graukäse…

Ja, und dann waren da ja noch die Forellen.

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Buttrig-würzig-zart gebraten, ein Hauch Knusprigkeit, aber nicht so durchgebraten, dass das hübsche Tier in der Pfanne ein zweites Mal exekutiert geworden wäre. Dazu schlicht und ergreifend Petersilerdäpfel, die im übrigen einer der ultimativen Beweise sind dafür, dass etwas wirklich Gutes völlig ohne Chichi daherkommt. Dass wir bis abends noch immer pappsatt waren, lag nicht nur an den übergroßen Portionen, sondern wahrscheinlich eher an Eiskaffee und Bananensplit etwas später.

Unmittelbar nach unserem Aufbruch aus Lienz schlug dann doch noch das Wetter um, einige Schauer brachten angenehme Abkühlung und sorgten dafür, das wir erstmals mit geschlossenem Dach weiterfuhren. Weiterfuhren zurück nach Kärnten, in’s Mölltal.

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Von der Straße aus gut zu sehen und nach einem kleinen Fußmarsch leicht zu erreichen, liegt der Jungfernsprung:

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Der Sage nach hat an dieser Stelle eine wunderschöne Sennerin nur durch einen Sprung über die Felsenkante ihre Seele und Unschuld vor den Zudringlichkeiten des Mensch gewordenen Teufels retten können, der klassische Kollateralschaden war blöderweise der Verlust von Leib und Leben.

Am Talschluss des Mölltals liegt schließlich, eingerahmt von den wuchtigen Berggipfeln der Tauern, Heiligenblut. Das Kirchlein bietet eines der kitschigsten Postkartenmotive, die man in Österreich schießen kann.

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Dicht an die Kirchenmauern und die engen Friedhofsmauern geschmiegt, als könnte sie das auch nach dem Tod noch schützen und wärmen, mit Blumen und schmiedeeisernen Kreuzen geschmückt, reiht sich Grab an Grab, darunter viele, die in ganz jungen Jahren hier die letzte Ruhe fanden…

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… denn hier liegen auch viele, die den Tod da gefunden haben, wo sie für’s Leben gern waren: in den Bergen. Ein Mahnmal erinnert daran:

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Nein, kein Mahnmal, eher ein Denkmal. Wer die Berge liebt, lässt sich nicht durch Ermahnungen davon abhalten, wieder und wieder hinaufzusteigen. Und so steht es da, das Kreuz, mit dem Seil und mit dem Pickel. Und zu seinen Füßen ein metallenes Buch mit zu vielen Seiten. Und auf den Seiten, Zeile um Zeile eingraviert, die Namen und der Schicksalstag all jener, die frohen Mutes hinaufgegangen sind, aber nicht mehr zurück kamen.

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Welt-Wunder / Wunderwelt (Tag 1)

(C) Thomas
(C) Thomas

Hä????
Wie passt denn der Petersdom hier rein??????

Alles der Reihe nach…
1. Musik anstellen
2. Puffn wieder wegstecken, wir bleiben friedlich
3. Kopfkino einschalten
4. Film ab.

Sengende Hitze. Jeder Schritt erzeugt ein trockenes Knirschen (da Flipflops kein metallisches Sporen-Klirren erzeugen, und wir die Klunkerklimperschlapferln lieber der Tussi-Fraktion überlassen, müssen wir abermals die Fantasie strapazieren. Klirren also) Der gefleckte kleine Hauslöwe döst im Schatten, nur das trockene Sirren der Zikaden ist zu hören (eben könnt‘ noch eine Wüstenhexe vorbeirollen, aber die waren grad aus – und Wind geht auch keiner) als wir unseren treuen weißen Schimmel satteln und in den Sonnenaufgang düsen.

Go West.

Über die Pack. Für alle nicht österreichischen Leser muss ich kurz ein wenig ausholen. Es gibt die Steirer. Und es gibt die Kärntner. Die beiden sind einander ähnlich liebevoll zugetan wie die Bayern und die Preussen. Oder die Belgier und die Franzosen. Oder auch die Ösis und die Deutschen. Wir Steirer finden es aber ganz praktisch, dass der liebe Gott ein paar Hügel zwischen uns und unsere Lieblingsnachbarn gestellt hat (Richtung oben ja übrigens auch). Die Pack ist also sowas wie die Mama, die sich schlichtend zwischen die zwei Kleinkinder setzt, damit a Ruah ist. Nach vielen Jahren Bauzeit („Mei, dass ich das noch erleben derf'“) ist die Autobahn von hüben nach drüben fast fertig und kommod befahrbar, ohne von LKWs in die Leitplanken gezwungen zu werden, alle sonstigen Hügel, die noch im Weg waren, erfolgreich durchlöchert und ein paar Raststätten hingepflanzt. Man kommt also recht kommod in das südlichste österreichische Bundesland, jawohl, trotz innigster Bemühungen, sich rauszuboxen und vieler Versuche, es den Rest-Österreichern so richtig zu vergällen mit den Kärntnern (schöne Grüße an den Jörgl) – es gehört also immer noch dazu. Und Kärnten hat etwas, worauf vor allem die Steirer in den südlichen Bezirken ziemlich neidisch sind – nämlich einen Haufen Seen. So richtige, keine ausgebaggerten Schottergruben, sondern echte. Mit Fischen drin und Booten drauf und einem Haufen schöner Gegend drumherum. Aber halt, ich schweife ab.

Rom. Das war’s ja. Das gehört ja aufgeklärt.

Neben einer kurzen Stippvisite in der sonntagmorgenverschlafenen Klagenfurter Innenstadt am Neuen Platz beim Lindwurm = Wahrzeichen von Klagenfurt (der nix wurmmäßiges ist, sondern ein niedlicher kleiner Drache)…

(C) Andrea
(C) Andrea

(Herzig, gell?)
Nach einem Kaffe in Würmchen’s Windschatten ging es in sengender Hitze (Musik vorstellen. Sporenklirren. Wüstenhexen. Verschwitzte Gesichter.) weiter nach Minimundus. Auf einem überschaubaren Areal von 26.000m2 sind viele der schönsten Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen der ganzen Welt nachgebaut. (Tadaaaaa!!!! Jaaaaa, auch der Petersplatz). Zwischen den Monumenten düsen kleine Modelleisenbahnen herum, eine deutsche Burg steht neben dem Sydney Opera House und im Schatten des Eiffelturms starten die Space Shuttles. Zum Glück wurde in Petra und in einem jemenitischen Wadi kein Original-Skorpion aus dem direkt angrenzenden Reptilienzoo zu den kleinen Plastikkamelen gesetzt. Unter der Plexiglaskuppel des Salzburger Hangar 7 stehen kleine eingetopfte Palmen, rund um Neu Schwanstein und japanische Tempel auf Bonsai-Format zusammengestutzte Bäumchen und Büsche. Man fühlt sich wieder wie ein Kind und überlegt ernsthaft, auf dem Grundstück zu Hause kleine Wassergräben zu ziehen und Schienen zu verlegen. Diese kleine Wunderwelt gehört dem Verein „Rettet das Kind“, folglich kommen die Erlöse einem wohltätigen Zweck zugute.

Sobald die übrigen Fotos von der Kamera geladen und bearbeitet sind, werden an dieser Stelle noch einige mehr eingefügt.

Neben Minimundus hat Klagenfurt noch etwas sehr Praktisches. Es liegt am letzten Eitzerl gerade noch (mir fällt grad wieder der Hauslöwe ein – so wie der Hauslöwe grad wenigstens noch mit dem Pfotenspitzerl auf der frischen Bügelwäsche liegen will) an einem der schönsten aller österreichischen Seen, dem Wörthersee.

Und was macht man am besten an so einem sengend heißen Tag an so einem See? Schifferl fahren! Im Schatten an Deck sitzen, gekühltes Mineralwasser mit Pfirsich-Aspartam-Geschmack schlürfen und dösen, während am Ufer jede Menge Protzbauten der Hortens, Stronachs und Flicks dieser Welt vorbeiziehen, allesamt entweder im Klagenfurter Sommerbarock, Späten Resopal oder nüchternem Jahrtausendwende-Beton erbaut. Das Seeufer als Ansammlung schräger Bausubstanz zu beurteilen, wäre aber auch nicht fair, zwischen all dem neureichen Prunk stehen auch immer noch jede Menge hübscher antiker Seevillen mit schmucken Holzveranden, alten Lindenbäumen, Hortensien und schilfgesäumten Bootsstegen. Da flackert dann kurz Neid auf und man überlegt, wie hoch der Lottosechser sein müsste und wie das wohl wäre, wenn man sich den Sommer über dann unter so eine Linde verzupfen würde und dann ginge man abends fischen und morgens schwimmen…

(C) Thomas
(C) Thomas

Schwimmen. Ja, das haben wir dann auch noch gemacht. Und endlich hat sich dann das Mundharmonika-Gejaule im Ohr gelegt, die Sporen sind von den Flipflops abgefallen, die Zikaden sirren immer noch, aber statt Brandy im Saloon steht vor einem Aperol Spritz mit einer Menge Obstsalat am Spieß (Indianderpfeil?) und ein sensationeller Sommerabend hüllt einen in ein indigoblaues Seidentuch (Decke wär zu warm).

[ich weiß nicht warum, aber in meiner Ipad-Ansicht – und hoffntlich nur dort – fehlen die Links und lassen sich nicht reparieren. Ganz oben führt das Wort Musik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“, dann wurden Minimundus und der Reptilienzoo Happ verschluckt, und das bei der Hitz’…]

Prolog

Morgen also. Morgen geht es los. Urlaub. Endlich!!!!!

In den letzten Wochen hat sich eine lustige Situation immer wiederholt. Egal, wem ich von unseren Reiseplänen erzählt habe, immer war die Reaktion die gleiche: „Jöööö, Österreich!!! Super Idee, das will ich auch einmal machen!“ Dann folgte fast immer: „Aber da müsst Ihr uuuuunbedingt nach …. fahren und dort zum … gehen, das ist total schööön!“. Das Fazit lautet also: einzelne Punkte kennt jeder. Aber alles, einmal rundherum, das hat noch niemand im Bekanntenkreis gemacht.

Das zweite, was jeden in ungläubiges Erstaunen versetzt hat, war die strenge, mengenmäßige Reglementierung. Ein alter Porsche ist nun mal kein Kombi. Wenn man die über 2000km nicht mit einem Haufen Zeugs auf dem Schoß verbringen will, bleibt als Alternative nur die Einschränkung auf das Wesentliche, vor allem, wenn Malsachen und die Fotoausrüstung auch noch mit sollen. Aber so wie es aussieht, geht sich alles aus.

So. Morgen also.

Und wie stimmt man sich kulinarisch am besten auf einen Österreich-Urlaub ein?

(C) Andrea
(C) Andrea

Mit dem österreichischen Nationalgericht, dem Wiener Schnitzel. Im Original aus dünnen Kalbsschnitzeln, die erst in Mehl gewälzt, dann durch verquirltes Ei gezogen und zum Schluss in Semmelbröseln wohlig eingepackt, um hernach in der tiefen Pfanne in Schweine- oder Butterschmalz goldig-knusprig herausgebacken zu werden. Im günstigeren Preissegment, so wie bei unserem Lieblings-Haus-und-Hofwirt, bestehen die Schnitzerln aus Schweinefleisch, was aber, wenn man dabei ebenfalls auf Qualität achtet, gar nicht unbedingt ein Nachteil ist. Wesentlich mehr, als über die Frage „Kalb oder Schwein?“ scheiden sich die Geister über die Beilagen. Pommes? Ist nicht österreichisch – und ein Schnitzel kein Burger. Erbsenreis? Der hat in der typischen österreichischen Küche so gar nichts mit der vollmundigen Cremigkeit eines Risotto gemeinsam, sondern ist eher – naja, nennen wir’s beim Namen – eine ziemlich staubtrockene Angelegenheit. Zu trocken zu ebenfalls trockenen, weil saucenlosen Schnitzerl. Nein, die einzig wahre Beilage zum Schnitzerl (übrigens steht „Schnitzel“ in Österreich zweifelsfrei und völlig logisch exklusiv für das WIENER Schnitzel. Man müsste es schon eher dazu sagen, wenn es sich einmal NICHT um ein Wiener Schnitzel handelt) – also die einzig wahre Beilage ist der Erdäpfelsalat. Feinblättrig geschnittene speckige (= festkochende) Erdäpfel werden mit gehackten Zwiebeln, ein bissl Suppe – und in der Steiermark mit Kürbiskernöl und einem kräftigen Mostessig abgemacht, bloß nicht mit Mayonnaise und südlich des Semmering bloß nicht mit Zucker, sondern schön salzig abgeschmeckt. Wer die Zeit nicht hat für so einen Salat, soll es bleiben lassen – und um Gottes willen nicht zum Dosen- oder Kübelsalat greifen. Der mayo-freie Erdäpfelsalat wartet auch mal gern ein Stündchen auf seinen Verzehr, aber die Verzehrer sollen nicht auf den Salat warten. Der hat’s gern gemütlich und will ein bissl duchziehen, was das Geschmackserlebnis entscheidend verbessert.

Und der ultimative Trick ist der, dass man die knusprige Panade nicht nur mit der obligaten Zitronenscheibe beträufelt, sondern das abgeschnittene Schnitzelstück kurz in den Edäpfelsalat tunkt und sofort isst. Die Panade soll nicht aufweichen, sondern nur durch die Zitrone oder eben den Essig einen Hauch Säure aufnehmen.

In jedem anständigen Gasthaus wird einem ganz selbstverständlich ein Stückl Alufolie oder Pergamentpapier gereicht, wenn die umsichtige Servierperson beim Abräumen größere Schnitzelreste auf den Tellern wahrnimmt. Denn ein Wienerschnitzerl ist auch kalt eine feine Jause – wenn es überhaupt so weit kommt.

Wörterbuch: Erdäpfel – beim Aussprechen wird das „d“ mit den Äpfeln zusammengezogen, also „Er-däpfel“ = Kartoffel

Graz – Der Kaiser-Josef-Platz

Mitten in Graz, gegenüber vom Opernhaus, liegt einer meiner absoluten Lieblingsplätze und perfekter Ausgangspunkt für einen perfekten Samstag in meiner so herrlich in ihrer Perfektion nicht perfekten Heimatstadt.
Ich bin mit Leidenschaft und Hingabe Grazerin, ich liebe das Provinzielle, das manchmal recht Mutige, das immer ein wenig „sich zurück gesetzt“-Fühlende, das Kleinteilige und noch sooooo vieles mehr an dieser Stadt. So viele Facetten gibt es hier zu zeigen…

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Der Kaiser-Josef-Platz also. Benannt, no na, nach Kaiser Joseph II., der hier nicht nur sein „ph“ gegen ein stinknormales „f“, sondern auch seinen dicken, schweren, geschichtlichen Rucksack (bei so viel Schwermut in einem Leben wird’s ihm recht sein, wenn ich hier nicht näher darauf eingehe, ist ja kein Historien-Blog, ich nehm‘ mir die Freiheit, die Geschichte nur dann zu streifen, wenn sie mir in den Kram passt) eingetauscht hat gegen blumige Frische, Salat, Gemüse, Obst und was sich sonst noch alles aus den Erträgen steirischer Erde herstellen lässt – einschließlich der Tiere, die damit gefüttert wurden. Denn das ist einer der ganz großen Unterschiede der diversen Grazer Märkte im Vergleich zu den Märkten in anderen Städten: der mit Abstand größte Teil der bäuerlichen Anbieter kommt aus dem direkten Umland. Man kauft hier folglich nicht nur regional im allerbesten Sinn, sondern auch absolut saisonal und in den meisten Fällen immer schon vollbiologisch.

Immer wieder aufflackernde Pläne, den „Event-Charakter“ (schon allein das denglische Wort passt so gar nicht zu den Kittelschürzen der vielfach älteren Standlerinnen) dieses Platzes noch mehr zu „pushen“, alles Mögliche umzubauen oder umzugestalten, wird vom Stammpublikum unisono heftigst abgelehnt. Der Stammkäufer steht auf die zusammengestapelten Holzbudeln, will keine modernen Standln (das ist schon am Grazer Hauptplatz daneben gegangen), findet in den Reihen blind seine „Stamm-Standler“, denen in manchen Fällen über Generationen hinweg die Treue gehalten wird und wär verloren in dem hereinbrechenden Chaos, wenn dieses Mosaik aus Salat, Ziegenkäse, Forellen und Erdäpfeln plötzlich neu durchsortiert werden würde. Dass an den Rändern, sozusagen im Bilderrahmen, mittlerweile einige nette Stehcafés und Bars kulinarische Erfrischungen reichen, ist Event genug und gibt die Gelegenheit, das bunte Treiben aus entspannter Distanz zu betrachten und trotzdem mitten drin zu sein.

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Mittendrin: junge Mütter mit Kinderwägen, verschlafene Studenten, immer wieder auch Touristen, Pensionisten, manchmal Zeichner mit Skizzenblock, Bettler,  entspannte Wochenendgenießer, Hofratsgattinnen im Kaschmirtwinset und mit etwas zu viel korallfarbenem Lippenstift, der Herr Hofrat zwei Schritte hinter ihr, entweder im Gespräch mit einem anderen Herrn Hofrat oder geduldig auf das nächste Bündel Traglast wartend. Überhaupt fällt auf, dass sich hier viele Männer im Hintergrund halten, so wie der Meinige, und eher als „Packesel“ im allerliebst gemeinten Wortsinn herhalten, manche geduldig-milde, manche kopfschüttelnd lächelnd über die Einkaufswut der holden Weiblichkeit. Aber wie soll man da auch widerstehen????

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Ich könnte stundenlang hier herumstreifen, mich durch den Anblick und den Geruch duftender Kräuter, frischer Weizer Forellen und knackigen Gemüses zu allerhand Kochideen inspirieren lassen, Leute beobachten und einfach die Seele baumeln lassen. Wenn mich Herzmann und Herzkind nicht begleiten (die beiden versuchen dieser Geschäftigkeit gerne zu entkommen), hat mir mein Einkaufstrolley schon sehr oft gute Dienste geleistet, um ganze Wagenladungen zum Auto und nach Hause zu schaffen. Das die „Hände-über’m-Kopf-zusammenschlagen“ ist dann auf den Moment des Heimkommens verschoben.

Der Graz-Bummel muss damit noch nicht zu Ende sein. Eine wohlweislich in’s Auto gepackte Kühltasche kann den Ausflug entscheidend verlängern und Zeit verschaffen für weitere Unternehmungen…

Die Stainzer Gegend, Weststeiermark

Nich nur große Reisen sind erlebenswert, das kleine feine Land direkt vor der Haustüre lässt sich ja auch tageweise erleben, entdecken, erobern. Und am besten fängt man gleich damit an.

Sommersonne küsst meine Pfingstrosen wach, das hohe Gras ist nass vom nächtlichen Regen, aus den Wiesen und aus dem Wald steigt Dampf auf. Tatsächlich hat mein lieber geschätzter Mal-Mentor recht gehabt, als er vor zwei Wochen, mitten im ärgsten Adria-Tief prophezeit hat: „Wirst sehen, am Samstag ist es schön!“. Verrückt. Aber er hatte recht. Also stand unsere Malausflug nichts mehr im Wege.

St. Stefan ob Stainz

Die Weststeiermark bezaubert durch eine sanfthügelige Landschaft, mit viel Grün, Weingärten und schönen alten Holzhäusern. Nicht nur die südliche Steiermark, auch der Westen hält jedenfalls Vergleichen mit der Toskana stand, nur halt eben steirisch.***

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Der Tag begann auf der sonnigen Terrasse der Buschenschank Lazarus. Vielleicht sei hier kurz erklärt, was ein Buschenschank ist. In einem Buschenschank dürfen Landwirte Erzeugnisse aus eigener Produktion ausschenken oder servieren, das sind in der Regel Getränke, Mehlspeisen und kalte Speisen. Wie auf dieser Seite erklärt ist, geht dies auf eine Verordnung von Kaiser Joseph II. im 18. Jhdt. zurück. Obwohl dies nicht explizit vorausgesetzt wird, wird zumindest in der Steiermark fast automatisch davon ausgegangen, dass ein Buschenschank zu einem anständigen Weingut gehört oder andersherum: dass man in einem Buschenschank „an g’scheiten Wein“ bekommt. Und dazu isst man dann eine Brettljause, wo man vor lauter Jause das Brettl nicht mehr sieht. Üblicherweise sind die Portionen so dimensioniert, dass man mit der Bestellung für vier Personen einen mittleren Reisebus ausspeisen kann.

Doch dazu später noch einmal. Unter bestimmten Voraussetzungen darf ein Buschenschank auch Kaffee anbieten, was sich als Einstieg morgens dann eher eignet. Am Mohn-Topfenkuchen konnte ich nicht vorbeigehen:

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Tut das gut, endlich wieder Wärme und Sonne, dazu Grillengezirpe und der Duft von frischem Heu! Wir sitzen mittendrin, auf den Tischen und Bänken, direkt in der Wiese und malen drauflos.

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Und jetzt kommen wir zur Auflösung der drei Sternchen weiter oben. Wodurch kann man zweifelsfrei die steirische Weingegend von jeder anderen unterscheiden?

Durch das Klapotetz:

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Und was ist das schon wieder? Das Wort stammt, wie viele andere steirische Ausdrücke, aus dem Slowenischen. Es ist ein großes Windrad, das durch lautstarkes Geklapper die Vögel aus den Weingärten vertreiben soll. Was zum Malen in der Toskana die Zypressen sind, ist in der Süd- und Weststeiermark das Klapotetz.

Bliebe noch die ganz wesentliche Frage zu klären, von welcher Sorte Weinstöcke hier die Vögel wohl zu vertreiben sind. Wem österreichische Weine ein bisschen was sagen, ahnt es vielleicht, anderen sind möglicherweise schon Schauergeschichten darüber zu Ohren gekommen. Es handelt sich um den sagenumwobenen Schilcher, wobei dieser Name eine geschützte Bezeichnung für Roséweine der Rebsorte Blauer Wildbacher sind, die ausschließlich aus der Steiermark kommen dürfen. Wer bei Rosé an ein liebliches Mädchengetränk denkt, wird sehr schnell sein roségoldenes Wunder erleben. War der Schilcher, auch bezeichnet als Rabiatperle, früher im Verdacht, andernorts als „Agent Orange“ zu zweifelhafter Bekanntheit gelangt zu sein, wird er mittlerweile knackig-fruchtig und wesentlich verträglicher gekeltert, ein Geschmack irgendwo bei Rhabarber, roten Ribiseln (Johannisbeeren) und Gras, mit einer Farbe wie frisch gekochter Hagebuttentee. Meilenweit weg von diesem „Da ziagt’s da des Hemd eini“, aber definitiv auch meilenweit weg von „lieblich“.

Es gibt viele feine, zum Teil auch hoch dekorierte Schilcher-Weinbauern hier in der Gegend, die sich nicht nur mit Cabrio und Motorrad, sondern natürlich auch mit dem Rad wunderbar erkunden lässt.

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Die Rosenstöcke am Ende der Rebstock-Reihen sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern sollen Bienen und andere Nützlinge anziehen.

Unser schöner Tag klang aus im Krainerhof, im Schatten eines ausladenden Ahornbaumes, bei einem deftigen Winzersalat und – wie könnte es anders sein – einem Achterl Schilcher.

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Doch was kommt denn da noch Feines daher?

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Weinstrauben und – nein, kein normaler Schilcher – Krainer’s Antwort auf den allgegenwärtigen „Hugo“: das „Tipperl“, Hugo mit Schilcher und nebst Holundersaft außerdem ein Schuss rote Ribisel (Johannisbeeren)

Dieser Tag wird sicherlich eine Fortsetzung im Herbst finden, wenn die steirische Weingegend so richtig zur Höchstform aufläuft und die Gegend die Farbe des Weins annimmt, von dem sie ihren Namen hat, das Steirische Schilcherland

Kleiner Nachsatz: die „Hauptstadt“ der Gegend ist sozusagen Stainz, beim Klick auf den Link oben kommt auch gleich ein Bild des Schlosses. Dort finden im Sommer wunderschöne Konzerte im Rahmen der Styriarte statt, aber das ist eine andere Geschichte…