Das Maria(ndl) – ein Tag der Kontraste (Tag 10)

Es wär‘ natürlich ein Frevel der Sonderklasse, sich mit der Wachau ausschließlich auf dem Schiff berieseln zu lassen, denn wie die berühmt-berüchtigte Medaille haben auch die kleinen Ortschaften hier an der Donau eine Rückseite – im Gegensatz zum runden Metall jedoch ist auch diese wunderhübsch und romantisch. Das zu versäumen wäre wirklich jammerschade.

Die älteste Kirche der Wachau, St. Michael, aus dem frühen 16. Jahrhundert, zum Beispiel. Die engen kleinen Gässchen in Spitz, in denen einem hoffentlich niemand entgegenkommt. Die Gärten mit den berühmten Marillen-Bäumen, in einigen davon hängen sie noch, lächeln fröhlich herunter wie hunderte kleine Spiegeleier. Oder orange-goldene Sonnen mit erröteten kleinen Wangerln. Und selbstverständlich bekommt man hier überall in kleinen hübschen Hofläden alles, was man aus den kleinen Sonnen herstellen kann – Likör, Dicksaft, eingelegt, getunkt und natürlich zu unzähligen Marmeladen- und Chutney-Varianten verkocht, vom Mariandl höchstpersönlich.

Auf den sanft ansteigenden, in steilen Terrassen mündenden Weingärten schließlich wächst das zweite Standbein dieser Region, vom milden Donauklima verwöhnt, in erster Linie hervorragende Rieslinge und der Grüne Veltliner. Österreich lässt sich ganz grob in zwei Zonen einteilen – also der Teil von Österreich, wo Wein angebaut wird. Südlich des Semmering ist des Österreichers Leib- und Lebenswein der Welschriesling, jenseits davon der grüne Veltliner. Beide, wie auch schon der beschriebene Schilcher, haben sich in den letzten Jahren von der sauren Klesch’n zum Edeltröpferl gemausert. Irgendwie kann man insgesamt behaupten, dass sich die österreichischen Weine so richtig fein gemacht haben in den letzten 20, 30 Jahren. Der Gelbe Muskateller ist ja auch kein so pickert-grausliches Damenlikörchen mehr, sondern eine knackig-fruchtige Erfrischung (ich habe nämlich grad so was Nettes vor mir im Glas…)

Und so, wie es die Marillen-Läden gibt, reihen sich natürlich auch die Weingüter Tür an Tür, und man könnte sich hier, eine gewisse Trinkfestigkeit, einen Chauffeur, ein gefülltes Brieftascherl (guter Wein geht ins Geld) und viiieeeeel Zeit vorausgesetzt, so richtig gepflegt von Tür zu Tür verkosten. Wer danach noch immer Geld zum Verbröseln hat, der kann natürlich auch in einen der vielen Souvenir-Shops transcheln gehen. Hervorgestochen ist hier einer in Dürnstein, wo es Schmuckstücke aus silbergefassten Donau-Kieselsteinen gibt.

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Unser Weg führt uns weiter – und weil wir fair bleiben wollen, kriegt auch der jüngste Zuwachs unter den österreichischen Landeshauptstädten ihren Platz in unserem Fotoalbum, nämlich St. Pölten.

Dann schlagen wir einen Haken und streifen kurz die Steiermark, verlassen die niederösterreichische Sommerhitze und flach-hügelige Landschaft in Richtung Süden und besuchen ein anderes Mariandl. Denn hier, im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet liegt der wichtigste Wallfahrtsort Österreichs, Mariazell, mit einer Basilika, deren Geschichte sich bis weit ins Mittelalter zurück verfolgen lassen. Der Ort ist klein, durch ein paar enge hübsche Gässchen führt die Straße hinauf, und da thront sie dann. Auch wenn man kein gläubiger Mensch ist, spürt man, dass es sich hier um einen ganz besonderen Ort handelt, vielleicht liegt es aber auch an der Basilika, die eine spürbare Ruhe und Kraft ausstrahlt, und man bekommt eine Ahnung von dem Gefühl, das wohl fromme Pilger haben müssen, wenn sie nach mehrtägigen Fußmärschen hier herauf kommen, an ihr Ziel.

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In der Basilika selbst ist das Fotografieren aus verständlichen Gründen nicht erwünscht. Besinnliche Ruhe, angenehme Kühle, und der Gnadenaltar mit der Marienstatue im Zentrum. Es tut gut, nach den vielen Tagen voller Erlebnisse und Eindrücke einen Moment inne zu halten, durchzuatmen, die spirituelle Energie auf sich einwirken zu lassen. Dieser, und als wir wenig später knietief in der erfrischend-kalten Mürz stehen, sind die einzigen kühlen Momente dieses Tages.

Zum Schluss haben wir nochmals eine großen Sprung gemacht, weg vom bergigen, grünen Mariazeller Land. Und so genießen wir unseren letzten echten Reiseabend an einem ganz besonderen Ort. Immer noch hat es um die dreißig Grad, der Himmel hat die Farbe von blassblau über rosa in ein sanftes, gedämpftes Azurblau gewechselt, die Sommerhitze in ein angenehmes Lüftchen, über unseren Köpfen haben die Schwalben die Jagd nach Mücken beendet und vor mir steht der eingangs erwähnte Gelbe Muskateller, genau so leuchtend wie die Lichter entlang des Sees…

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… ein langer ruhiger Fluss (Tag 9)

Die Abkühlung nach den nächtlichen Gewittern hielt nicht lange an, der einzige Vorteil ist, dass wir jetzt in einem klimatisierten Auto unterwegs sind, wo man sich dazwischen wieder erholen kann. Trotzdem haben wir den weißem Schimmel bei dieser wunderschönen Strecke sehnlichst vermisst.

Schon am frühen Vormittag brennt die Sonne vom Himmel und spielt mit den Farben in den oberösterreichischen Seen. Allein dieses Fleckchen Erde bietet Sehenswertes für mehrere Tage.

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Auf jeden Fall stecken wir hier eine große Nadel in die Österreichkarte, denn hierher müssen wir unbedingt noch einmal kommen.

Die Fahrt nach Linz haben wir recht zügig über die Autobahn hinter uns gebracht, dann am Linzer Hauptplatz Kaffee getrunken und – was sonst? – Linzertorte gegessen. Linzertorte steht, wie auch die Sachertorte, im Verdacht, ein Nebenprodukt aus der Dämmplattenindustrie zu sein. Das könnte aber daran liegen, dass beide zu oft knochentrocken gebacken und allzu lange aufbewahrt werden. Dann hilft nur noch ein großer Klecks Schlagobers, um akuter Speiseröhren-Verbetonierung vorzubeugen. Die heutige, am Ursprungsort konsumierte Linzertorte war jedoch würzig-saftig.

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Hier in Linz stießen wir erstmals auf unserer Reise auf – sozusagen – die österreichische Hauptschlagader, die Donau – Patin für die inoffizielle österreichische Nationalhymne, den Donauwalzer, Lebensader, Naturparadies.

Und eines von vielen kleinen und großen Paradiesen, die dieser Fluss in dieses kleine feine Land geschliffen hat, ist die Wachau, das Talstück zwischen Melk und Krems, das auch seit einigen Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.

Am neunten Tag merken wir bereits erste Ermüdungserscheinungen, es könnte aber auch an der Hitze liegen, dass wir auf Herumgehatsche keine Lust hatten. Alles mit dem Auto abzufahren, wäre eine Option, die Fahrt im gut gekühlten BMW ist aber – und das stellen wir zum x-ten Mal fest – nicht annähernd so lustig wie mit dem Cabrio. Aber es gibt noch eine feine Möglichkeit, die schönsten Orte dieses Landschafts-Juwels zu erleben, nämlich auf dem Schiff.

Und so verbrachten wir einen ruhigen, gemächlichen, faulen Nachmittag auf der MS Austria und hatten durch den Fahrtwind stromabwärts endlich wieder Wind in den Haaren und Sonne auf der Haut.

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Salzburger Liebe, eisgekühlt (Tag 7)

Was kann einem nach diesem paradiesischen gestrigen Abend noch Besseres passieren? Antwort: ein Frühstück ebenda, beim lieben Gott.
Es erwartet einen am wunderschön eingedeckten Tisch ein Marillen-Beeren-Kompott, Blutorangensaft, eine feine Auswahl an Brot, Käse und Schinken, Fruchtaufstriche und ein winziges Töpfchen mit Beerenjoghurt. Doch das ist erst der Anfang. Es wird einem außerdem ein vorzüglicher Gemüsesaft kredenzt sowie eine selbst aus Malaysia importierte Schwarzteemischung. Die Empfehlung aus der Küche lautet „Wachsweiches Ei mit Butter- Steinpilzen und Basilikumcreme“, eine Komposition, die warm serviert wird. Wenn man das Ei öffnet, verbindet sich der gerade noch leicht flüssige Dotter mit den Pilzen und dem Basilikum zu einem molligen Hochgenuss. Dann wird einem ein Schälchen hingestellt mit Perlhuhnsalat, sicherlich die Keulen der gestern verzehrten Terrinen-Perlhühner, mit knackigem Lauch, einer ganz leicht mayonnaisigen Sauce, Kräutern und Tomaten.

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Wie kann man bitte besser in den Tag starten????

So waren wir gut gestärkt für das erste heutige Ausflugsziel, nämlich die Eisriesenwelt, die größte Eishöhle der Welt. Da es den Ablauf der geführten Touren massiv beeinträchtigen würde, ist das Fotografieren in der Höhle nicht gestattet. Beim Klick auf den Link bekommt man die Bilder – nebst vielen Hintergrundinformationen – noch schöner, als man sie in einer relativ großen Gruppe selbst machen könnte. Es erwartet einen eine zwar anstrengende (insgesamt gut vierzig Minuten Fußweg bis zum Höhleneingang, nicht gerade eben, sondern recht steil, fast zwei Kilometer Wegstrecke in der Höhle, inklusive weit über 1000 Stufen, und das Ganze wieder runter), aber märchenhaft schöne Traumwelt aus Eis. Draußen bereits am frühen Vormittag eine Gluthitze, drinnen Temperaturen um den Gefrierpunkt, das hält den Kreislauf ganz schön auf Trab.

Mit gaaaaaaaaanz viel Bedauern, dass wir die wunderschöne Strecke leider leider nicht im offenen Auto genießen konnten, ging es anschließend über den Paß Lueg, streckenweise die Lammer entlang (Fotos werden nachgereicht), hinter dem Dachstein vorbei, über Gosau nach Hallstatt. Wenn’s das so nicht schon gäbe, dann müsste man es glatt erfinden. Weltkulturerbe, wunderschöne kleine alte Stein-Holz-Häuser, schon fast übertrieben kitschige Lage am smaragdgrünen Hallstättersee, magischer Anziehungspunkt für – vor allem – asiatische Touristen. So magisch, dass Hallstatt sogar irgendwo in China originalgetreu nachgebaut wurde.

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Der Tag klang aus in Fuschl am See, wo es in einem der zahlreichen Restaurants nicht nur wunderbare regionale Fische gab…

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… sondern auch das Salzburger Nationaldessert. Und was es damit auf sich hat, erklärt am besten ein Lied von Peter Alexander aus einem alten Kitschfilm aus den 60er-Jahren.

Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
süss wie die Liebe und zart wie ein Kuss
Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
sind wie ein himmlischer Gruss

Und wird mal beim Hergott mal ein Fest arrangiert
ja was glauben sie, wird da als Nachspeis‘ serviert, na
Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
werden als Nachspeis serviert

Der Cäsar, der hat die Cleopatra
so ferchterlich gerne gemocht
die hat ja schon damals in A-Afrika
in Salzburger Nockerln gekocht

Die Potifar hat sie dem Josef gebracht
die Pompadour hat sie dem Ludwig gemacht
und der Liebestrank wird auch noch jetzt
durch Salzburger Nockerln ersetzt

Darum ess ma jetzt alle
Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
süss wie die Liebe und zart wie ein Kuss
Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
sind wie ein himmlischer Gruss

Im Grunde sind sie der wahrgewordene Traum für alle, die immer schon gerne aus der Teigschüssel genascht haben, wenn Biskuit gebacken wurde. Fluffig gebackener, innen noch cremiger, duftender, warmer Biskuitteig.

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Licht – Schatten – Licht (Tag 6)

Licht…
am Morgen – einige Eindrücke aus dem Bregenzer Wald von der Strecke Dornbirn – Alberschwende – Egg – Schoppernau und über Schröcken weiter nach Warth – Lech und den Arlberg:

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Schatten…
…weil uns leider genau in der Ortseinfahrt nach Kitzbühel der Wagen eingegangen ist – wobei das wieder ein Riesenglück war, dass es hier passiert ist und nicht auf der Autobahn oder im Nirgendwo. Hat zumindest die Besichtigungspläne für den heutigen Tag zusammengehauen, aber ab sofort läuft wieder alles planmäßig, weil wir von der Versicherung sofort den Abschleppdienst und einen Leihwagen organisiert bekommen haben. Fazit: Klimaanlage ist bei 36 Grad sehr angenehm. Aber ist nicht einmal halb so lustig, wie wehende Haare bei offenem Dach.

Licht…
… eben deshalb, weil wir Glück im Unglück hatten. Aber vor allem deshalb, weil wir heute Abend im Himmel gelandet sind. Warum?

Tschüüüüüß, bis morgen, da gibt’s die Auflösung 🙂 🙂 🙂

Sonnencreme, Berge und die Sponsoren (Tag 5)

Irgendwie sind wir sowieso sowas von brav und anständig, und darum haben wir uns dieses grenzgeniale Wetter verdient – als wär’s eine Entschädigung für Waschlwetter in Schottland voriges Jahr und Islandtief vor zwei Jahren. Aber (nicht nur) heute früh haben sich die selbstgestrickten Mützen bewährt, denn um halb neun morgens ist es auf knapp 2.000 Metern Seehöhe knackig frisch um die Ohren.

Wenn man nämlich in Galtür keine Lust hat, wieder umzudrehen – und wieso sollte man auch – fährt man einfach weiter gerade aus und befindet sich mittendrin in einer weiteren wunderschönen Gebirgslandschaft, der Silvretta, auf einer Höhenstraße, die den Vergleich mit dem Glockner kaum zu scheuen braucht.

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Unmittelbar vor dem Pass überquert man nicht nur die Grenze von Tirol nach Vorarlberg, hier liegt außerdem der Silvretta-Stausee vor einem atemberaubenden Panorama. Der türkisblaue, völlig wolkenlose Himmel spiegelt sich im jadegrünen Wasser, das glatt wie ein Bügelbrett daliegen würde, höchstens mit ein paar davonhuschenden Kreisen rund um die Angelruten einiger Fischer, wenn nicht drei Vierer-Ruderer durch’s Wasser gleiten würden. Eine englische Rudermannschaft trainiert hier, neugierig beäugt von sandbraunen Kühen mit beneidenswert langen Wimpern.

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Ebensolche Rindviecher schieben außerdem weiter oben mitten auf der Straße Wache und kontrollieren die Mautkarten.

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Die hier sind übrigens nur auf der Rückseite lila bemalt, das kommt davon, wenn man einen Sponsorvertrag zum halben Preis unterschreibt. Da haben die Sonnencreme-Leute gleich mehr Geld in die Hand genommen und einen g’scheiten Berg hingestellt. Nur leider halten die Schneefelder im „Piz Buin“- Schriftzug bei der Hitz‘ nicht und verrinnen bis zur Unleserlichkeit. Die Sonnencreme kommt hier oben an ihre Belastungsgrenze, trotz Faktor 50 fängt der Nacken an zu brennen.

Nach ein paar beachtlichen HaarnadelSpiralnudel-Kurven talwärts liegt ein zweiter, kleinerer Stausee, der Vermunt-Stausee.

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Da sich von hier aus viele wunderschöne Wanderwege die Hänge zwischen Latschenkiefern hinaufschlängeln, wälzt sich schon um zehn Uhr vormittags eine Autokolonne aus dem Tal herauf, wie zur Rush-Hour auf der Grazer Nordeinfahrt.

Die Talfahrt ist nur etwas für Schwindelfreie und nichts für Autos mit maroden Bremsen oder angeknacksten Getrieben.

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Die Fahrt durch das Montafon und an Bludenz, Feldkirch und Dornbirn vorbei haben wir relativ zügig und ohne weitere Zwischenstopps hinter uns gebracht, um schneller an unser westlichstes Ziel zu gelangen, Bregenz und den Bodensee.

Nach einer kulinarischen Offenbarung im Restaurant am Strandbad…

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Titel der Kreation: „Frischer Sommersalat“. Man beachte die Karotten, Mais und Birnen (???) – alles gaaaaaanz frisch (aus der Dose halt, oder stand da was von Garten??? Na eben…). Ging übrigens genau so, wie er gekommen ist, zurück in die Küche. Auf Nimmerwiedersehen.

… nach diesem Erlebnis bestiegen wir ein Ausflugsschiff für eine zweistündige Rundreise auf dem See. Beim Betreten haben wir den Altersdurchschnitt um einige Prozent gesenkt, denn auf dem Schiff fand ein Betriebsausflug der Rollator-Formel1 statt, Hans-Albers-Verschnitt mit Akkordeon und Caterina-Valente-Lookalike plus üppigst gefülltes Tortenbuffett inklusive.

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Am obersten Deck waren wir vor Hans und Caterina relativ sicher. Und hätten nicht Brian, Robin und Cindy das ganze Oberdeck zwangsbeschallt, wär’s durchaus gemütlich gewesen. Als der Eiskaffe nach einer halben Stunde immer noch nicht serviert wurde, wollte ich schon nachsehen, ob die Strandbad-Tanten vielleicht kurzfristig den Arbeitgeber gewechselt haben, aber vermutlich ist der einfach Caterina zum Opfer gefallen.

Ich hätte mich heute eher erschießen lassen, als bei 30 Grad Vorarlberger Kässpätzle zu essen, aber zum Glück gibt es hier ja noch etwas anderes, was als echte Bodensee-Spezialität gilt, nämlich Felchen:

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Auch wenn ich nicht unbedingt versucht war, den Koch auf Knien um das Rezept anzubetteln, war’s ganz OK.
Die Innenstadt haben wir dann im Auto sitzend durchquert, denn auch wenn wir unsere Füße im bacherlwarmen See erfrischt haben, auf Herumhatschen hatten wir heute keine Lust mehr. Insgesamt war’s ein schöner Sommertag an einem netten See. Aber so rechte lockere Stimmung und Begeisterung wie am Wörthersee oder in Innsbruck will sich hier nicht wirklich einstellen.

Der Max und die Berge (Tag 4)

Obwohl wir gestern Abend wirklich hundemüde waren, ließen wir uns einen Bummel durch die Innsbrucker Innenstadt und den Inn entlang nicht nehmen. Nach den eisigen königlichen Grüßen wussten wir die sommerliche Wärme wieder zu schätzen und genossen die abendlichen Sonnenstrahlen.

Beim „Manna“ auf der Maria-Theresien-Straße gab es gebratenen Zander auf Grünkern-Eierschwammerl-Risotto (sagt man in Tirol tatsächlich Pfifferling oder ist das ein touristisches Zugeständnis?) – seeeeehr gut 🙂

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Ein kobaltblauer, wolkenloser Himmel mit einem blitzeblank geputzten Panorama erwartete uns dann heute früh. Ich kannte Innsbruck bisher nicht und muss ehrlich gestehen, dass ich diese Stadt völlig unterschätzt hatte. Wir Grazer sind ja, was eine schöne Altstadt betrifft, ein ziemlich verwöhntes Pack, außerdem auch heikel, was die Attitüde betrifft – wie schon mal erwähnt, immer ein bissl neidisch auf die mondänen Geschwister Wien und Salzburg 🙂 :-). Die eine kommt uns zu „großkopfert“ daher, die andere zu kapriziös. Wir sind zwar selber gern ein bissl kompliziert, aber diese Eigenschaft nimmt man ja immer als erstes „bei den anderen“ wahr.

Aber Innsbruck, ja, das passt. Vor längerer Zeit beide von den Habsburgern gestreift und dann weitestgehend in Ruhe gelassen, mit baulichen Juwelen geschmückt, in einer schönen Umgebung, ein bissl eigensinnig und beide haben ihre USP (Unique Selling Position) gefunden. Die eine die künstlerische Avantgarde, die andere prominent durch Sport-Events.

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Die Habsburger… Graz hatte den Vater, Friedrich III., aber Innsbruck hatte den Sohn, nämlich Maximilian I.. Sein größter Wunsch war es, nur ja nicht vergessen zu werden. Und damit dies nicht geschieht, verfügte er schon zu Lebzeiten, dass ihm ein phänomenales Grabmal errichtet werden sollte. Er verfügte nur nicht, wo. Prompt geschah das Unglück, dass Maximilian nicht nur schon lange vor der Fertigstellung dahingerafft wurde, sondern, dass dies auch gar nicht in Innsbruck geschah. Erst Maximilians Enkel sorgte für den Bau der monumentalen Innsbrucker Hofkirche und die Fertigstellung des Grabmahls. Nur der Max, der fehlt noch immer. Bis heute.

In einer kleinen feinen, sehr beeindruckenden Multimedia-Schau wird in einer knappen Viertelstunde die Epoche Maximilians erklärt. In der Kirche erklärt ein hochinformativ und ausgezeichnet geschriebener Audioguide die Geschichte rund um Maximilian, die künstlerische Arbeit am Grabmahl und die Charaktere der Bronze-Figuren, der „Schwarzen Mander“.

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Die Sport-Events… durch die Lage ist Innsbruck gegenüber Graz natürlich schwer im Vorteil: umgeben von lauter „schi-baren“ Bergen, einer davon mitten in der Stadt gleich noch steil genug für eine ordentliche Schanze. Wir armen armen Grazer können nicht einmal vom Schlossberg runterwedeln, haben weit und breit kein anständiges Gewässer in der Nähe, und dann bauen’s uns den Red-Bull-Ring auch noch in die Obersteiermark… 😉 😉 ;-). Klarer Punktesieg für Innsbruck also, und mit einem riesengroßen Schlierenzauer-Fan als Kind war es natürlich naheliegend, das Bergisel-Stadion zu besuchen.

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Menschenmassen kochen, Fahnen werden geschwenkt, das Team liegt 5 Punkte vorne und gleich ist er an der Reihe, der Champion, er steht schon oben an der Absprungluke, der Trainer reißt die Fahne nach oben, der Champion geht in die Hocke, er zieht los, gewinnt an Geschwindigkeit, jetzt, jetzt ist er am Schanzentisch und die kochende Menge schreit aus einer Kehle
“ FLIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEG!!!!!!!!!!!!!“….

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… Und er fliiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeegt und fliiiiiiiiiieeeeeeeegt, über die Arena hinaus, auf dem Friedhof vor der Wiltener Basilika gehen durch den Fahrtwind alle Kerzen aus und er fliiiiiieeeeeeegt eine Runde um den Kirchturm, macht über Kranebitten einen großen Bogen in Richtung Westen und flllliiiiiiieeeeeegt durch das ganze schöne Inntal, bis ihm kurz nach Landeck das Navi sagt „Bitte drehen Sie bei der nächsten Gelegenheit um!“.

Man muss in Landeck natürlich nicht umdrehen, sondern kann sich auch links halten und gelangt so in’s Paznauntal, bekannt vor allem für Ischgl, wo im Winter so gerne die Urlauber im zugeschneiten Tal festsitzen. Am Talschluss des Paznauntals liegt vor der Silvretta der malerische Ort Galtür, das leider nicht nur durch verschneite Straßen, sondern auch durch die Lawinenkatastrophe vor fünfzehn Jahren bekannt wurde. Als „Flachländler“ kommt man nicht umhin, die massiven Lawinenschutzwälle hinter jedem hangseitig gelegenen Haus mit schaudernder Neugier zu bemerken und bekommt von den wuchtigen Bergmassiven rund um den Ort gleich noch eine ordentliche Portion Ehrfurcht vor der Natur eingebleut.

Als der liebe Gott mit dem Kitsch-Küberl in der Hand die Welt betrachtet hat, muss er wohl über dieser Gegend hier gestolpert sein und ganz ordentlich was verschüttet haben.

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Und so endete dieser Tag nach einer wunderschönen, gemütlichen kleinen Wanderung zur nahe gelegenen Menta-Alm mit einem anständigen Eierschwammerlgulasch und einem halben Rind in der hinter der Silvretta versinkenden Abendsonne.

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Von den Gipfeln weht ein almfrisches Lüfterl herunter, es duftet nach Heu, hoch oben schwirren Schwalben und schlagen sich die Bäuche mit Mücken voll und man sinkt erschöpft nach einer heißen Dusche in ein weiches Bett und ist zufrieden mit Gott und der Welt, und vor allem damit, dass sich der liebe Gott so richtig was hat einfallen lassen mit diesem Stückchen Welt.

Der König (Tag 3)

Bergen schreibt man ja gerne das Adjektiv „majestätisch“ dazu. Majestäten begegnet man mit Höflichkeit, Respekt, Verstand, und wenn sie sehr majestätisch sind – oder besser gesagt: sich dieses Adjektiv auch wirklich wirklich wirklich verdient haben – dann auch mit einer gehörigen Portion Ehrfurcht. Echte Majestäten benehmen sich auch so, manche distuingiert, erhaben, furchteinflößend.

Wie wird die Majestät uns heute wohl gesonnen sein?

Blick aus dem Fenster von Heiligenblut in Richtung Glocknergebiet
Blick aus dem Fenster von Heiligenblut in Richtung Glocknergebiet

Der Blick um halb acht Uhr morgens ist nach den nächtlichen Rgenschauern vielversprechend. Wir starten also von Heiligenblug über eine der spektakulärsten Panoramastraßen der Welt, der Großglockner-Hochalpenstraße. Die Mautgebühr von €33,- ist allemal gerechtfertigt, für die Naturkulisse, die hier geboten wird. Bald nach Heiligenblut teilt sich die Straße, ein Zweig führt auf die Franz-Josefs-Höhe, der andere Richtung Fuscher Törl. Wir wählen zunächst den Weg auf die Franz-Josefs-Höhe. Es ist noch wenig Verkehr und wir haben fast alle Aussichtspunkte für uns allein:
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Der Wind wird eisiger, Wolken jagen um die Gipfel und scheuchen ein paar Regentropfen vor sich her, bis wir schließlich das Ende der Straße erreichen, das Besucherzentrum bei der Franz-Josefs-Höhe
Glocknermassiv
Majestät geben sich sehr reserviert und haben sich einen wolkengrauen Mantel umgeworfen. Kein Purpur, Rubinrot oder Königsblau, sondern Eisglänzend, Schneeweiß und Felsengrau trägt dieser König. Dohlen spielen in den eisigen Windböen und sogar den Murmeltieren ist es zu kalt. Wir fahren mit der Zahnradbahn hinunter zur Pasterze, oder besser gesagt: dorthin, wo die Pasterze vor fünfzig Jahren hingereicht hat. Heute liegen zwischen dieser Stelle und der Gletscherzunge eine gute Stunde Fußmarsch über steile Stufen und Geröllmassen. Man bekommt eine Ahnung, wie gewaltig der Gletscher noch vor kurzem war, einen Wimpernschlag ist das her… ein kleines Stück gehen wir der Pasterze entgegen, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Und dann, plötzlich, spielen die Wolken über den Schneefeldern abfangen, reißen auf, zeigen kobaltblauen Himmel – das gefällt dem König, er hebt für einen ganz kurzen Moment den Schleier und zeigt seine ganze majestätische Pracht:
Der König der österreichischen Berge, der Großglockner
Der König der österreichischen Berge, der Großglockner

Auf dem Rückweg ist nach all dem Eis und dem Wind jeder Sonnenstrahl ein bisschen wärmer auf der Haut – wir fahren ja nach wie vor mit offenem Dach und lassen uns davon auch durch die eisigen Grüße nicht abbringen. An diesem Tag werden wir wieder daran erinnert, wo wir sonst am liebsten hinfahren: in den hohen Norden.

War dieser Teil der Strecke schon spektakulär, so wurde die eigentliche Glockner-Hochalpenstraße über das Fuscher Törl zu einem überwältigenden Erlebnis. Jede Spitzkehre eröffnet ein noch gewaltigeres Panorama, jeder Kilometer Straße noch mehr Erstaunen über die Pracht dieses Fleckchens Erde, jeder Höhenmeter noch mehr Ehrfurcht vor der gigantischen baulichen Leistung, dem Berg diese Straße abzuringen

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Es ist jetzt gar nicht fair, nun auf den Vorspulknopf zu drücken, das Fuscher- und das Gerlostal nur zu streifen. Man könnte Stunden, Tage hier verbringen und könnte sich nicht sattsehen, soviel hat der Nationalpark Hohetauern zu bieten.

Aber das war noch nicht alles an diesem Tag. Denn auf der Salzburger Seite des Gerlos befinden sich die Krimmler Wasserfälle die zu den höchsten, schönsten und beeindruckendsten Wasserfällen der Welt gehören. Ein Klick auf den Link eröffnet eine Welt, in der man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Wir haben es zum zweiten Wasserfall geschafft, der Weg geht aber noch viel höher hinauf und endet in einem märchenhaft schönen Hochtal.
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Wenn man ganz genau hinsieht, sieht man die Wasserelfen spielen
Wenn man ganz genau hinsieht, sieht man die Wasserelfen spielen

Überwältigt von den vielen Eindrücken, windzerzaust, wasserfallerfrischt und bergenergieaufgeladen – und vor allem sehr sehr müde – sind wir heute Abend hier angekommen…

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… aber das ist eine andere Geschichte.

Tag 2 – Edelsteine

Wo fängt man an, bei einem Tag der um so vieles breiter ist als viele andere? Wo man so viel sieht, so viele Kontraste, die alle zusammen dann wie Facetten in diesen funkelnden kleinen Diamanten geschliffen sind. Obwohl – nein – Diamant passt nicht. Es funkelt, es glänzt, es hat Feuer, aber mondän und protzig und primadonnenhaft ist es nicht, dieses kleine feine Land. Kein Diamant. Das wär wie so ein etwas zu üppig behangenes Landpomeranzerl beim Wiener Opernball. Ein wunderschöner mondklarer Bergkristall, geheimnisvoll, licht, und auch funkelnd – und in seiner natürlichen Schlichtheit etwas ganz besonderes unter all den Diven. Das passt besser.

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Unsere Route führte uns heute von Pörtschach am Wörthersee in Richtung Westen, über Hermagor nach Kötschach-Mauthen. Das Tal ist dort breit, (wie derzeit fast alle Orte in Österreich) heiß und trocken. So heiß, dass an den Flipflops wieder die Sporen klirrten und der 50er-Sonnenschutzfaktor hart an seine Grenzen gebracht wurde. Nach Kötschach-Mauthen – wo wir leider für ein kleines feines Mittagessen bei Sissy Sonnleitner viel zu früh dran waren, ein Sakrileg eigentlich… – beginnt die Route durch eines der schönsten Täler Österreichs, das Lesachtal.

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In engen Kurven windet sich die Straße in die Höhe, steile Schluchten, dichter Wald, offene Weideflächen und malerische kleine Orte wechseln sich ab

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Am Ende des Lesachtals kommt man ins obere Drautal und weiter in die Hauptstadt Osttirols und einem der Bergsportzentren, Lienz.

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In der Lienzer Innenstadt geht es fast noch betriebsamer zu als in Graz, es wutzelt sich durch die Gassen, es wutzelt sich in den Geschäften, es wutzelt sich in zahlreichen Cafés und Restaurants.

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(Schaut hier richtig menschenleer aus).

Ich wollte nicht schon wieder – so wie gestern – den üblichen PizzaPastaFocaccia- Einheitsbrei, sondern träumte, inspiriert durch die vielen Wildwasser auf unserer Strecke, von Fisch. Forelle. Was österreichisches. Wo gäbe es das wohl eher, wenn nicht im „Goldenen Fisch“? Auf der Vorspeisenkarte schließlich dann etwas typisch Regionales: Tiroler Graukäse. Dieser Käse wird aus magerer Milch (die nach dem Abschöpfen des Rahms übrig bleibt) hergestellt, die mit Milchsäurebakterien versetzt wurde. Daraus entsteht eine klumpige, topfige Masse, die zu Laiben gepresst mehrere Wochen reift. Dabei entsteht auf den Laiben ein Edelschimmelrasen, der mit längerer Reifung den Geschmack noch verstärkt. Der Geschmack…

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Serviert wird der Käse meist mit Essig und Öl mariniert, dazu Butter, Brot und hier im Goldenen Fisch noch mit einer ganzen Menge Garnitur. Gut so… denn der Geschmack… nunja, wollen wir ihn einmal „speziell“ nennen. Er ähnelt keinem Käse, den ich sonst noch so kenne und ich würde sagen, er ist nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Käsegemüter, die sich schon als mutig bezeichnen, wenn sie im Supermarktregal einmal zum Blauschimmel greifen. Dem ähnelt er aber auch nicht. Er hat auch nichts von der wuchtigen Würze eines Bergkäses, nichts Cremiges wie ein Brie, nichts Heftiges wie Ziegenkäse. Und trotzdem hat er etwas, was das Marinieren und die frischen Zwiebelringe mehr als rechtfertigt. Nasser Fetzen? Bissl was Ranziges? Ich weiß es nicht, und ich werde es auch nicht weiter recherchieren, außer vielleicht bei Gelegenheit in Form von Kaspressknödeln. Aber da kommt er dann ja auch nicht alleine daher, der Tiroler Graukäse…

Ja, und dann waren da ja noch die Forellen.

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Buttrig-würzig-zart gebraten, ein Hauch Knusprigkeit, aber nicht so durchgebraten, dass das hübsche Tier in der Pfanne ein zweites Mal exekutiert geworden wäre. Dazu schlicht und ergreifend Petersilerdäpfel, die im übrigen einer der ultimativen Beweise sind dafür, dass etwas wirklich Gutes völlig ohne Chichi daherkommt. Dass wir bis abends noch immer pappsatt waren, lag nicht nur an den übergroßen Portionen, sondern wahrscheinlich eher an Eiskaffee und Bananensplit etwas später.

Unmittelbar nach unserem Aufbruch aus Lienz schlug dann doch noch das Wetter um, einige Schauer brachten angenehme Abkühlung und sorgten dafür, das wir erstmals mit geschlossenem Dach weiterfuhren. Weiterfuhren zurück nach Kärnten, in’s Mölltal.

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Von der Straße aus gut zu sehen und nach einem kleinen Fußmarsch leicht zu erreichen, liegt der Jungfernsprung:

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Der Sage nach hat an dieser Stelle eine wunderschöne Sennerin nur durch einen Sprung über die Felsenkante ihre Seele und Unschuld vor den Zudringlichkeiten des Mensch gewordenen Teufels retten können, der klassische Kollateralschaden war blöderweise der Verlust von Leib und Leben.

Am Talschluss des Mölltals liegt schließlich, eingerahmt von den wuchtigen Berggipfeln der Tauern, Heiligenblut. Das Kirchlein bietet eines der kitschigsten Postkartenmotive, die man in Österreich schießen kann.

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Dicht an die Kirchenmauern und die engen Friedhofsmauern geschmiegt, als könnte sie das auch nach dem Tod noch schützen und wärmen, mit Blumen und schmiedeeisernen Kreuzen geschmückt, reiht sich Grab an Grab, darunter viele, die in ganz jungen Jahren hier die letzte Ruhe fanden…

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… denn hier liegen auch viele, die den Tod da gefunden haben, wo sie für’s Leben gern waren: in den Bergen. Ein Mahnmal erinnert daran:

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Nein, kein Mahnmal, eher ein Denkmal. Wer die Berge liebt, lässt sich nicht durch Ermahnungen davon abhalten, wieder und wieder hinaufzusteigen. Und so steht es da, das Kreuz, mit dem Seil und mit dem Pickel. Und zu seinen Füßen ein metallenes Buch mit zu vielen Seiten. Und auf den Seiten, Zeile um Zeile eingraviert, die Namen und der Schicksalstag all jener, die frohen Mutes hinaufgegangen sind, aber nicht mehr zurück kamen.

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Welt-Wunder / Wunderwelt (Tag 1)

(C) Thomas
(C) Thomas

Hä????
Wie passt denn der Petersdom hier rein??????

Alles der Reihe nach…
1. Musik anstellen
2. Puffn wieder wegstecken, wir bleiben friedlich
3. Kopfkino einschalten
4. Film ab.

Sengende Hitze. Jeder Schritt erzeugt ein trockenes Knirschen (da Flipflops kein metallisches Sporen-Klirren erzeugen, und wir die Klunkerklimperschlapferln lieber der Tussi-Fraktion überlassen, müssen wir abermals die Fantasie strapazieren. Klirren also) Der gefleckte kleine Hauslöwe döst im Schatten, nur das trockene Sirren der Zikaden ist zu hören (eben könnt‘ noch eine Wüstenhexe vorbeirollen, aber die waren grad aus – und Wind geht auch keiner) als wir unseren treuen weißen Schimmel satteln und in den Sonnenaufgang düsen.

Go West.

Über die Pack. Für alle nicht österreichischen Leser muss ich kurz ein wenig ausholen. Es gibt die Steirer. Und es gibt die Kärntner. Die beiden sind einander ähnlich liebevoll zugetan wie die Bayern und die Preussen. Oder die Belgier und die Franzosen. Oder auch die Ösis und die Deutschen. Wir Steirer finden es aber ganz praktisch, dass der liebe Gott ein paar Hügel zwischen uns und unsere Lieblingsnachbarn gestellt hat (Richtung oben ja übrigens auch). Die Pack ist also sowas wie die Mama, die sich schlichtend zwischen die zwei Kleinkinder setzt, damit a Ruah ist. Nach vielen Jahren Bauzeit („Mei, dass ich das noch erleben derf'“) ist die Autobahn von hüben nach drüben fast fertig und kommod befahrbar, ohne von LKWs in die Leitplanken gezwungen zu werden, alle sonstigen Hügel, die noch im Weg waren, erfolgreich durchlöchert und ein paar Raststätten hingepflanzt. Man kommt also recht kommod in das südlichste österreichische Bundesland, jawohl, trotz innigster Bemühungen, sich rauszuboxen und vieler Versuche, es den Rest-Österreichern so richtig zu vergällen mit den Kärntnern (schöne Grüße an den Jörgl) – es gehört also immer noch dazu. Und Kärnten hat etwas, worauf vor allem die Steirer in den südlichen Bezirken ziemlich neidisch sind – nämlich einen Haufen Seen. So richtige, keine ausgebaggerten Schottergruben, sondern echte. Mit Fischen drin und Booten drauf und einem Haufen schöner Gegend drumherum. Aber halt, ich schweife ab.

Rom. Das war’s ja. Das gehört ja aufgeklärt.

Neben einer kurzen Stippvisite in der sonntagmorgenverschlafenen Klagenfurter Innenstadt am Neuen Platz beim Lindwurm = Wahrzeichen von Klagenfurt (der nix wurmmäßiges ist, sondern ein niedlicher kleiner Drache)…

(C) Andrea
(C) Andrea

(Herzig, gell?)
Nach einem Kaffe in Würmchen’s Windschatten ging es in sengender Hitze (Musik vorstellen. Sporenklirren. Wüstenhexen. Verschwitzte Gesichter.) weiter nach Minimundus. Auf einem überschaubaren Areal von 26.000m2 sind viele der schönsten Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen der ganzen Welt nachgebaut. (Tadaaaaa!!!! Jaaaaa, auch der Petersplatz). Zwischen den Monumenten düsen kleine Modelleisenbahnen herum, eine deutsche Burg steht neben dem Sydney Opera House und im Schatten des Eiffelturms starten die Space Shuttles. Zum Glück wurde in Petra und in einem jemenitischen Wadi kein Original-Skorpion aus dem direkt angrenzenden Reptilienzoo zu den kleinen Plastikkamelen gesetzt. Unter der Plexiglaskuppel des Salzburger Hangar 7 stehen kleine eingetopfte Palmen, rund um Neu Schwanstein und japanische Tempel auf Bonsai-Format zusammengestutzte Bäumchen und Büsche. Man fühlt sich wieder wie ein Kind und überlegt ernsthaft, auf dem Grundstück zu Hause kleine Wassergräben zu ziehen und Schienen zu verlegen. Diese kleine Wunderwelt gehört dem Verein „Rettet das Kind“, folglich kommen die Erlöse einem wohltätigen Zweck zugute.

Sobald die übrigen Fotos von der Kamera geladen und bearbeitet sind, werden an dieser Stelle noch einige mehr eingefügt.

Neben Minimundus hat Klagenfurt noch etwas sehr Praktisches. Es liegt am letzten Eitzerl gerade noch (mir fällt grad wieder der Hauslöwe ein – so wie der Hauslöwe grad wenigstens noch mit dem Pfotenspitzerl auf der frischen Bügelwäsche liegen will) an einem der schönsten aller österreichischen Seen, dem Wörthersee.

Und was macht man am besten an so einem sengend heißen Tag an so einem See? Schifferl fahren! Im Schatten an Deck sitzen, gekühltes Mineralwasser mit Pfirsich-Aspartam-Geschmack schlürfen und dösen, während am Ufer jede Menge Protzbauten der Hortens, Stronachs und Flicks dieser Welt vorbeiziehen, allesamt entweder im Klagenfurter Sommerbarock, Späten Resopal oder nüchternem Jahrtausendwende-Beton erbaut. Das Seeufer als Ansammlung schräger Bausubstanz zu beurteilen, wäre aber auch nicht fair, zwischen all dem neureichen Prunk stehen auch immer noch jede Menge hübscher antiker Seevillen mit schmucken Holzveranden, alten Lindenbäumen, Hortensien und schilfgesäumten Bootsstegen. Da flackert dann kurz Neid auf und man überlegt, wie hoch der Lottosechser sein müsste und wie das wohl wäre, wenn man sich den Sommer über dann unter so eine Linde verzupfen würde und dann ginge man abends fischen und morgens schwimmen…

(C) Thomas
(C) Thomas

Schwimmen. Ja, das haben wir dann auch noch gemacht. Und endlich hat sich dann das Mundharmonika-Gejaule im Ohr gelegt, die Sporen sind von den Flipflops abgefallen, die Zikaden sirren immer noch, aber statt Brandy im Saloon steht vor einem Aperol Spritz mit einer Menge Obstsalat am Spieß (Indianderpfeil?) und ein sensationeller Sommerabend hüllt einen in ein indigoblaues Seidentuch (Decke wär zu warm).

[ich weiß nicht warum, aber in meiner Ipad-Ansicht – und hoffntlich nur dort – fehlen die Links und lassen sich nicht reparieren. Ganz oben führt das Wort Musik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“, dann wurden Minimundus und der Reptilienzoo Happ verschluckt, und das bei der Hitz’…]

Graz – Der Kaiser-Josef-Platz

Mitten in Graz, gegenüber vom Opernhaus, liegt einer meiner absoluten Lieblingsplätze und perfekter Ausgangspunkt für einen perfekten Samstag in meiner so herrlich in ihrer Perfektion nicht perfekten Heimatstadt.
Ich bin mit Leidenschaft und Hingabe Grazerin, ich liebe das Provinzielle, das manchmal recht Mutige, das immer ein wenig „sich zurück gesetzt“-Fühlende, das Kleinteilige und noch sooooo vieles mehr an dieser Stadt. So viele Facetten gibt es hier zu zeigen…

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Der Kaiser-Josef-Platz also. Benannt, no na, nach Kaiser Joseph II., der hier nicht nur sein „ph“ gegen ein stinknormales „f“, sondern auch seinen dicken, schweren, geschichtlichen Rucksack (bei so viel Schwermut in einem Leben wird’s ihm recht sein, wenn ich hier nicht näher darauf eingehe, ist ja kein Historien-Blog, ich nehm‘ mir die Freiheit, die Geschichte nur dann zu streifen, wenn sie mir in den Kram passt) eingetauscht hat gegen blumige Frische, Salat, Gemüse, Obst und was sich sonst noch alles aus den Erträgen steirischer Erde herstellen lässt – einschließlich der Tiere, die damit gefüttert wurden. Denn das ist einer der ganz großen Unterschiede der diversen Grazer Märkte im Vergleich zu den Märkten in anderen Städten: der mit Abstand größte Teil der bäuerlichen Anbieter kommt aus dem direkten Umland. Man kauft hier folglich nicht nur regional im allerbesten Sinn, sondern auch absolut saisonal und in den meisten Fällen immer schon vollbiologisch.

Immer wieder aufflackernde Pläne, den „Event-Charakter“ (schon allein das denglische Wort passt so gar nicht zu den Kittelschürzen der vielfach älteren Standlerinnen) dieses Platzes noch mehr zu „pushen“, alles Mögliche umzubauen oder umzugestalten, wird vom Stammpublikum unisono heftigst abgelehnt. Der Stammkäufer steht auf die zusammengestapelten Holzbudeln, will keine modernen Standln (das ist schon am Grazer Hauptplatz daneben gegangen), findet in den Reihen blind seine „Stamm-Standler“, denen in manchen Fällen über Generationen hinweg die Treue gehalten wird und wär verloren in dem hereinbrechenden Chaos, wenn dieses Mosaik aus Salat, Ziegenkäse, Forellen und Erdäpfeln plötzlich neu durchsortiert werden würde. Dass an den Rändern, sozusagen im Bilderrahmen, mittlerweile einige nette Stehcafés und Bars kulinarische Erfrischungen reichen, ist Event genug und gibt die Gelegenheit, das bunte Treiben aus entspannter Distanz zu betrachten und trotzdem mitten drin zu sein.

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Mittendrin: junge Mütter mit Kinderwägen, verschlafene Studenten, immer wieder auch Touristen, Pensionisten, manchmal Zeichner mit Skizzenblock, Bettler,  entspannte Wochenendgenießer, Hofratsgattinnen im Kaschmirtwinset und mit etwas zu viel korallfarbenem Lippenstift, der Herr Hofrat zwei Schritte hinter ihr, entweder im Gespräch mit einem anderen Herrn Hofrat oder geduldig auf das nächste Bündel Traglast wartend. Überhaupt fällt auf, dass sich hier viele Männer im Hintergrund halten, so wie der Meinige, und eher als „Packesel“ im allerliebst gemeinten Wortsinn herhalten, manche geduldig-milde, manche kopfschüttelnd lächelnd über die Einkaufswut der holden Weiblichkeit. Aber wie soll man da auch widerstehen????

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Ich könnte stundenlang hier herumstreifen, mich durch den Anblick und den Geruch duftender Kräuter, frischer Weizer Forellen und knackigen Gemüses zu allerhand Kochideen inspirieren lassen, Leute beobachten und einfach die Seele baumeln lassen. Wenn mich Herzmann und Herzkind nicht begleiten (die beiden versuchen dieser Geschäftigkeit gerne zu entkommen), hat mir mein Einkaufstrolley schon sehr oft gute Dienste geleistet, um ganze Wagenladungen zum Auto und nach Hause zu schaffen. Das die „Hände-über’m-Kopf-zusammenschlagen“ ist dann auf den Moment des Heimkommens verschoben.

Der Graz-Bummel muss damit noch nicht zu Ende sein. Eine wohlweislich in’s Auto gepackte Kühltasche kann den Ausflug entscheidend verlängern und Zeit verschaffen für weitere Unternehmungen…