Souvenirs

Irgendwann einmal, so vor 117 Jahren, vielleicht waren es auch 278 oder 342 – und wer weiß, was Kolumbus außer Kartoffeln und Paprika für Ramsch mitgebracht hat – hat irgendein Reisender Zweifel gehabt, ob die Nachbarn wohl wirklich den Kanarienvogel brav füttern, den Gummibaum (oder was auch immer für Grünzeug sich die Leute seinerzeit in die Häuser gestellt haben) ordentlich gießen und wohl nicht herumstirln in fremden Laden, ziemliche Zweifel, und sich als Rache gedacht, den Nachbarn so richtig fies zu bestrafen für alle potentiellen Missetaten während der eigenen Abwesenheit. Das zweite mögliche Motiv, warum man auf Reisen säckeweise Klumpert für die Daheimgebliebenen aufkauft, ist wohl so etwas wie „Ääääääätsch, ich war da, und Du nicht!“. Anders kann ich mir einfach nicht erklären, warum man den lieben Freunden und Verwandten (übrigens schon mal bemerkt, dass man es meistens in dieser Reihenfolge sagt?) geschnitzte, plastifizierte, verschneekugelte oder verstrasste und dann auch noch Lärm von sich gebende Bauwerke und Figuren aufs Kaminsims oder in die Devotionaliengalerie hext.

Skurril waren nicht nur die möglichen Beutestücke, sondern teilweise auch die Orte, an denen sie feilgeboten wurden.

Im sonntäglichen Klagenfurt waren alle Geschäfte zu, wir werden nie erfahren, ob es da möglicherweise Plastik-Lindwürmer gibt. Um ausgestopfte Vogelspinnen aus dem Reptilienzoo und Eiffelturm-Schneekugeln rund um Minimundus haben wir einen Bogen gemacht, wer weiß, was es da alles gegeben hätte, am Wörthersee waren in erster Linie Baderequisiten und Kinderberuhigungsmaterial wie Bälle und Sandspielzeug erhältlich.

Das erste Mal wirklich mit Nase, Knie, Ellbogen, und was man sich sonst noch unter Freudenschreien irgendwo anrennen kann, sind wir dann im Dunstkreis des Großglockners auf solches Zeugs gestoßen. Auf den ersten Blick könnte man sogar meinen, die Heiligenbluter essen zum Frühstück geschnitzte Murmeltiere, zum Mittag Plüsch-Gemsen und abends Kräutersalben aus Keramik-Bierkrügen, denn ausnahmslos jedes Geschäft offeriert auf den ersten zweihundert Quadratmetern originale, von den Einheimischen an langen Winterabenden im Schein des Herdfeuers hergestellte Handarbeiten… 😉 😉 😉 😉 😉

20130816-193509.jpg

20130816-193547.jpg
…und mit so einer Mütze könnte man sich in eine Mulde ducken und die Japaner pflanzen

Wer glaubt, dass sich das Vorhandensein eines Souvenir-Geschäfts auf die Symbiose mit einer städtischen oder wenigstens dörflichen Infrastruktur beschränkt, wird nicht nur am Großglockner (siehe Bilder oben), sondern auch mitten in der Pampa Gegend, bei den Krimmler Wasserfällen, eines Besseren belehrt

20130816-201559.jpg

20130816-201614.jpg

Der Murmeltieräquator reicht bis kurz vor den Bodensee, inklusive dem Shop am Bergisel-Stadion. Dort gibt es auch Eisbär-Mützen, wie sie die österreichischen Ski-Stars tragen…

20130816-194229.jpg
Bild und weitere Informationen von „Der Fan-Shop“

Das wär‘ ja, im Gegensatz zu Plastik-Hirschg’weihen, was Nützliches. Für den Preis, den so ein kleines Mützlein kostet, kriegt man feinste reine Wolle für mindestens einen ganzen Pulli. Ich werde also demnächst wieder an der Nadel hängen. Warum sowas aber in dieses Skurrilitätenkabinett passt, ist das nächste Souvenir-Spezifikum: sie sind frivol teuer. Ich hatte einmal ein Computer-Spiel, „Anno 1604“ (übrigens das einzige, das ich je besessen habe), da konnte man mit einem Regler die Steuern so lange hochdrehen, bis einen der exemplarische Siedler mit zerrauften Haaren angefinstert hat. In den Souvenir-Shops werden die Kunden mit kleinen Kameras beobachtet. Die Preise werden so lang angehoben, bis mindestens fünf Kunden in Serie mit Ohnmachtsblässe auf den Linol-Boden sinken. Die hohe Leidensfähigkeit der erlauchten Souvenir-Kundschaft legt den Schluss nahe, dass entweder die oben genannten Rachegedanken wirklich sehr tief sitzen müssen oder aber das versehentlich vergessene Preisschild den Beschenkten so richtig nachhaltig in Verlegenheit bringen soll (der rächt sich dann mit „griechischen“ Tischsets und zwei Flaschen Mundwasser Ouzo).

Jetzt gibt’s halt die putzigen Murmeltiere im Westen und Plüsch-Störche im Osten…

20130816-202327.jpg
(Murmelsalbe gibt’s auch, aber von Storchen-Creme hab ich noch nie was gehört)

…aber wir haben keine Kate&William-Kaffeehäferln.

Nein, die Rache der Österreicher ist viel perfider. Wir schlagen zurück. Aus vollen Rohren. Mit Häferln, Tellern, Regenschirmen, Konfekt, reinseidenen Polyestertüchern, Polsterbezügen, Büchern und – äääääääääätsch, DAS gibt es von Kate und Silvia und wie sie alle heißen, NICHT – mit CD’s. Denn wir haben Sisi & Franzl („Siiiisssi!!!“ – „Frrrrranzzl!!!“) und wir haben den Wolferl. (Also: DIE haben Sisi, Franzl und Wolferl, wir Grazer schauen schon wieder ein bissl blöd durch die Finger, wer will denn schon mit dem Arnie angeben, und den Erzherzog Johann kennen jenseits des Grünen Herzen schon nicht mehr so viele, seine Frau, die Anna, hat wenigstens ein marketingtechnisch gut verwertbares Dirndl erfunden).

Jedenfalls ist es so, dass man die drei oben Genannten (OK, nach dem Franzl kräht in Wahrheit keiner) glatt hätte erfinden müssen als Wirtschaftsmotor für die Devotionalienbranche. Strass-Sterne und das Musical bei Sisi, ein musikalisches Welterbe beim Wolferl, eine herzzerreißende Lebensgeschichte bei allen beiden, melancholische Gedichte und Unrast bei der einen, die Attitüde eines Popstars beim anderen. Aus solchem Stoff sind die ganz großen Geschichten gewebt – und die passenden G’schirrhangerln.

Nordöstlich des Murmeltieräquators erstreckt sich also über mehrere Breitengrade das Wolferl-Königreich. Kaum hat man Innsbruck und Kitzbühel im Rückspiegel, heißt jede zweite Frühstückspension „Mozart-Blick“ ( die anderen „blicken“ auf den Dachstein), es gibt den Wolfgangsee, St. Wolfgang, die Skiwelt „Amadé“, bis man sich dem Epizentrum nähert, Salzburg:

20130816-200627.jpg

20130816-205558.jpg
Wem graue Haar‘ und roter Rock nicht so gut stehen, der kann sich auch allerorts Dirndl-mäßig einkleiden und dann im Kanon mit dem „Jeeeeeeederrrrrmaaaaannnn“- Rufer von der Festung Hohensalzburg herunterjodeln.

Jetzt ist es ja nicht so, dass Mitbringsel grundsätzlich Generationen überdauernde Familien-und Nachbarschaftsfehden verursachen müssen („Bis einer weint“), es gibt ja auch Sinnvolles zu verschenken oder zu kaufen.
Zum einen finden sich in der unmittelbaren Umgebung von großen Kirchen oder von Wallfahrtsorten, wie zum Beispiel Mariazell, religiöse Devotionalien, die meistens nur von Leuten gekauft oder an welche verschenkt werden, denen der damit verbundene religiöse Hintergrund etwas bedeutet.

20130816-210239.jpg

20130816-210313.jpg

Dann gibt es den Alltag verschönerndes, wie zum Beispiel Schmuck aus Donaukieseln

20130816-211515.jpg
Bild stammt von der oben verlinkten Seite

20130816-212956.jpg
… oder Kleidung und Accessoires, wie Strickwaren (dicke Wollsocken in Island) oder Tücher. Und so lange da nicht riesengroß „I love Wolferl“ draufsteht oder „Ich war in Innsbruck und alles, was ich kriege, ist dieses blöde T-Shirt“ kann man es auch außerhalb des Baumarktes und nicht nur beim Gartenarbeiten tragen.

Und zu guter Letzt sind da noch die praktischsten aller Souvenirs, weil man sie ganz leicht wieder los wird, nämlich durch Verzehr.

20130816-213116.jpg

Marillen in allen denkbaren Aggregatzuständen in der Wachau, Salz aus Hallstatt…

20130816-213707.jpg

20130816-213717.jpg
Bildquelle: Salzkontor (Link oben)
…selbst die allgegenwärtigen Mozartkugeln und natürlich Wein. Wer nicht noch mehrere Tage im Auto unterwegs ist, könnte sich auch so manche regionale Spezialität einpacken lassen, Vorarlberger Bergkäse zum Beispiel, Tiroler Speck oder Zauner Stollen aus Bad Ischl.

Womit wir wieder beim Christoph wären, dem Kolumbus. Der muss sich das Gleiche gedacht haben, mit den Tomaten, den Erdäpfeln und dem Mais, in der Steiermark besser bekannt als „Sterz“. Aber das ist eine andere Geschichte…

Eine ordentliche Tracht (!) Kitsch (!!!)

ACHTUNG! REISEWARNUNG!!
Eine Reise durch dieses Land kann massiv Ihr bisheriges Leben beeinflussen, vor unerwarteten Nebenwirkungen warnt Sie kein Arzt, kein Apotheker 🙂 🙂 (naaaaa, was sagt denn das kleine Wahrsagebuch???? 🙂 🙂 🙂 )[sorry, ein kleiner Insider], höchstens dieses Blog hier!!!

Symptom: Peter und Conny oder: die Suche nach dem Postkartenidyll

Schon vor der Reise ertappt man sich an verregneten Samstagnachmittagen dabei, dass man das Fernsehprogramm nach alten Peter-Alexander- und Conny-Froboess-Filmen absucht.

Während der Reise will man plötzlich kitschige Röcke anziehen und sich die Lippen rot anmalen. Nur die Wasserwellen-60′-Toupier-Frisur passt weder zum eigenen Haarschnitt noch – vor allem – zum windzerzausenden Cabrio-Fahren. Wobei, es warat‘ dann wegen Seidentuch und so…

Symptom: Servus-Magazin lesen
Wer bisher noch immer einen Grund gebraucht hat, um dieses Heft möglichst regelmäßig zu lesen, bitteschön. Man will da dann unbedingt überall unbedingt ganz dringend unbedingt bald ganz unbedingt hin. Damit einhergehend flammt ein ungekanntes Interesse an altem Handwerk auf, wie zum Beispiel, dass man beim Ausmisten in Schwiegermutter’s Bücherregal ein Buch mit Stickmustern ausgräbt und dieses tatsächlich auch aufschlägt, heimlich entwendet und dann liest und… (früher hatten die doch immer so schöne gestickte Monogramme auf den Servietten, man könnte ja…)

Symptom: Blumenkisterl-Kitsch
Man fängt tatsächlich wider alle Bedenken an, sich zu überlegen, ob das eine, das andere, oder vielleicht alle Fenster mit Blumenkisterln…

Symptom: Schwalben und Störche
An jemanden ganz bestimmten 🙂 : komm bloß nicht auf die Idee, und wünsch‘ Dir zusätzlich zu den Schwalben unter dem Dach Störche auf das Dach. Fehlende Wärmedämmung ist dann kein Thema mehr. Ich sag nur: zentimeterdick. Störche sind entscheidend größer als Schwalben. Entscheidend größer.
Aber wenn sie dann so sitzen, und klappern und daherfliegen und… Nein. Dir reichen die Schwalben und mir die Rehe. Außerdem haben wir keinen Rauchfang.

Symptom: Ver-Tracht-ung
Ganz schrecklich. Dabei mag ich Tracht ja gar nicht. Ich kauf mir sicher trotzdem kein Dirndl. Aber mir fallen immer wieder schöne Kleider, Drucke oder Strickmuster auf und ich bin schon lange ein Lena Hoschek – und Mothwurf-Fan. Von beiden besitze ich derzeit gerade einmal drei Stücke, im Fall Lena will ich den Anteil entweder durch käuflichen Erwerb oder aber durch gnadenloses Abkupfern auf jeden Fall steigern. Aber: beim Planen weiterer Selbermach-Projekte ertappe ich mich dabei, dass ich konkret über sowas nachdenke…

20130812-200932.jpg

20130812-200944.jpg
(beide Bilder aus der neuesten Ausgabe der Strickzeitschrift „Rebecca“, die deutlich modischer und jünger ist, als der verstaubte Name vermuten lässt
… vielleicht dann in diesem aberwitzigen Lena-Folklore-Punk-Mix-Style und dann dazu noch….
Und schön ist es schon, so ein Ausseer…

20130812-201949.jpg
Schwer bedenklich. Trachten und Folklore. Und das mir. Hat mich ganz schön erwischt, dieses Land. Was kommt als Nächstes?????

Wohnen

PÖRTSCHACH
Pension Krakolinig
Das Zimmer mit kleiner Küchenzeile ist groß, sehr sauber, gut ausgestattet. Mit dem Auto nur wenige Minuten zum See. Riesengroßes Superplus gibt die schöne Gartenterrasse, wo wir abends noch sitzen konnten und etwas zu trinken bekamen. Man hört das Rauschen der Autobahn, aber bei weitem von „Lärm“ entfernt.
Würden wir wiederkommen? Ja, wahrscheinlich schon, weil Preis-Leistung für Wörthersee-Verhältnisse einfach sehr gut sind. Empfehlenswert? Auf jeden Fall.
Bewertung: **** und ein extra + für den abendlichen Terrassengenuss

HEILIGENBLUT
Haus Christoph
Ein kleines, familiäres Gästehaus. Sehr herzlicher Empfang durch die Hausherren, die sogar extra für unseren treuen Schimmel eine Garage ausgeräumt haben, da für die Nacht Unwetter vorausgesagt worden waren. Das Zimmer ist einfach, aber nett eingerichtet und blitzeblankesauber, hat alles, was man in einer kleinen Pension erwartet, einen direkten Zugang über eine kleine Terrasse und einen wunderschönen Ausblick auf die Kirche von Heiligenblut. In einem kleinen Frühstücksraum warten schon frische Semmerln, Butter, Marmelade und Wurst auf uns. In den Ort sind es vielleicht zehn Minuten zu Fuß.
Wenn wir wieder nach Heiligenblut kommen sollten, würden wir auf jeden Fall hier als erstes anfragen. Absolute Empfehlung
Bewertung: ***** und ein extra Herzerl für den Autostellplatz

INNSBRUCK
Hotel Tautermann
Die Nähe zur Innenstadt ist ein Pluspunkt, die Zimmer sind sauber und es gibt auch einen Auto-Abstellplatz. Um fünf Uhr morgens hat die Innsbrucker Müllabfuhr in der Gasse die Container zurecht geschoben, dafür kann das Hotel nichts. Ein klarer Minuspunkt ist, dass es hier kein Gratis-WLan gibt. Das geht bei einer kleinen Frühstückspension (die es aber fast alle hatten), aber keinesfalls für ein Stadthotel. Das Frühstücksbuffett ist in Ordnung, vielleicht könnte man hier auch extra Teller hinstellen, ich mag es nicht, wie im All Inclusive- Club alles auf einen Teller schaufeln zu müssen. Man kann zwar nichts sonst aussetzen, aber so wirklich warm wird man mit diesem Haus nicht. Das liegt aber sicherlich einfach am subjektiven Empfinden. Es ist aber nicht so, das man dieses Haus nicht trotzdem weiterempfehlen könnte.
Bewertung: ***, fairerweise müsste man den vierten aber dazugeben, denn es war wirklich nur das fehlende WLan…

GALTÜR
Haus Vermunt
Wir waren in einer Ferienwohnung im Nebenhaus untergebracht – perfekt ausgestattet, sowas von superblitzblank sauber und gepflegt, traumhafter Ausblick. Auch das Frühstück eine glatte Eins, Tipps für Wanderungen und als Draufgabe ebenfalls eine außertourlich zur Verfügung gestellte Unterstellmöglichkeit für das Cabrio.
Auch hier gilt: wenn Galtür, dann hier – und absolute Empfehlung
Bewertung ***** plus Extra-Herzerl für den Garagenplatz.

DORNBIRN
Pension zum Löwen
Schönes, ganz neu und modern eingerichtetes Zimmer, alles da, was man braucht und erwartet, Frühstück ebenfalls sehr gut. Leider von der Lage her laut, aber fairerweise muss man sagen, dass wir, was die Ruhe betrifft, extrem verwöhnt sind. Nur die Mopeds fahren einem halt trotzdem fast durch’s Bett.
Bewertung: ****

WERFEN
Obauer
Klarerweise gelten für so ein Haus, das ja schließlich auch um einiges teurer ist, ganz andere Maßstäbe, als für eine kleine, familiäre Frühstückspension. Wenn man auf dem Standpunkt steht, dass es eigentlich nicht mehr braucht, als ein Bett und ein Bad, und beides möglichst sauber, dann kann man auch woanders wohnen, wo man billiger davonkommt. Wir haben eine regelrechte Wohnung zur Verfügung gestellt bekommen, zwei Zimmer mit jeweils eigenem Bad und einem Verbindungsgang. Hier stehen halt noch hausgemachte Naschereien und Obst im Zimmer. Das inkludierte Frühstück wurde schon beschrieben, das schlägt natürlich einfach alles

Wiederkommen? Unbedingt. Empfehlenswert? Wie gesagt, es geht günstiger und man kann hier trotzdem zum Frühstück herkommen.

Bewertung **** – trotzdem hält mich irgendwas ab, den fünften Stern zu geben – denn geschlafen haben wir in den wesentlich günstigeren Pensionen auch nicht schlechter. Und um das tolle Essen geht es hier ja nicht.

SALZBURG – FAISTENAU
Gästehaus Rosa Leitgeb
Eines der herzlichsten Häuser. Das fängt schon bei der Begrüßung durch den kleinen Stubentiger an

20130812-175529.jpg
Die quirlig-fröhliche Hausherrin ist mit Leib und Seele um das Wohl ihrer Gäste bemüht, stellt ein Frühstück hin wie im Grand Hotel, versorgt uns mit Salzburg-Karten und jeder Menge Tipps. Nur wenige Minuten über einen kleinen Hügel hinüber zum Fuschlsee, nach Salzburg vielleicht eine halbe Stunde? Ideal also für ganz viele Unternehmungen. Dass die Einrichtung nicht mehr ganz nigelnagelneu ist, stört überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, das Zimmer und das ganze Haus strahlen eine unglaublich warme, familiäre Gemütlichkeit aus. Trotz Lage an einer stark befahrenen Landstraße (mit Punktegutschrift wegen unserer Lärmempfindlichkeit) absolute Höchstnote.
Würden wir wiederkommen? Absolut, ja
Bewertung: ***** mit mindestens einem Extraherzerl für den Tiger und die herzliche Atmosphäre

PÖCHLARN
Pension Barbara
In einem wunderschönen alten Stadthaus, sehr großes, stilvoll eingerichtetes Zimmer, wieder sehr netter Empfang durch die Hausherren. Frühstück ebenfalls sehr sehr gut. Lage: nur ein Katzensprung bis Melk, von dort aus liegt einem die ganze Wachau zu Füßen. Die Ohren haben halt nachts wieder unter durchratternden Mopeds und lauten Autos gelitten, aber wie gesagt…
Wiederkommen? Für einen schönen Wachauaufenthalt auf jeden Fall ein sehr guter Ausgangspunkt – hätten wir sicher im Visier, wenn wir hier wieder eine Unterkunft suchen würden. Auf jeden Fall empfehlenswert.
Bewertung: ****

EISENSTADT
Weingut Tinhof
Das Zimmer liegt in einem dieser typischen Innenhöfe, vom Stiegenaufgang schaut man direkt in blühende Oleanderbüsche. Mucksmäuschenstill, in den Fenstern Fliegengitter, was in der Nähe zum Neusiedler See Goldes wert ist.
Das Frühstück war OK, aber im Vergleich mit allen anderen Häusern am schwächsten. Ein bissl zuuuu viel Familie und Wirbel gleich in der Früh beim Frühstück. Preis sehr günstig.
Lage: vielleicht zehn Minuten nach Rust, auch nicht länger nach Eisenstadt, sehr ruhig.
Wiederkommen? Weiß nicht… aber das liegt daran, dass wir uns in Rust verliebt haben und darum wahrscheinlich beim nächsten Mal dann eher direkt dort was suchen würden. Trotzdem können wir diese Adresse mit allerbestem Gewissen weiterempfehlen
Bewertung: ****

FAZIT
Insgesamt muss man wirklich sagen, dass erstens der Standard überall wirklich hoch ist. Wir haben nie bewertet, ob ein Haus jetzt ganz neu und modern eingerichtet ist, oder schon etwas älter. Mir ist es wichtig, dass ich mich abends in ein sauberes Bett legen kann und zuvor im Badezimmer keine fremden Haare im Waschbecken oder an den Fußsohlen habe. Aber mir ist es egal, ob das Badezimmer im Achtziger-Jahre- Stil ist und die Farben der Handtücher schon etwas verwaschen. In einer kleinen, einfachen Frühstückspension erwarte ich weder ein Kosmetiksortiment, noch stapelweise Handtücher oder einen Fön im Bad. Ich brauche auch nicht plattenweise Aufschnitt, acht verschiedene Marmeladen und siebzehn Teesorten (die Erfahrung habe ich allerdings zu oft gemacht – nicht auf dieser Reise, sondern generell – dass man dem gefürchteten Frühstückskaffee besser ausweicht) zum Frühstück.

Zweitens aber wird man genau damit oft überrascht – dass man fast jeden Wunsch erfüllt bekommt und die jeweiligen Hausherren sich wirklich ohne Ausnahme sehr nett und aufmerksam um jeden Gast kümmern. Klingt zwar logisch, weil das ja fast alles (außer Innsbruck) richtige Familienbetriebe waren, ist aber trotzdem bemerkenswert und einfach richtig schön.

Die meisten Häuser waren über Booking.com entweder sogar deutlich unter €100,- für das Dreibettzimmer incl. Frühstück, oder gerade einmal um ein paar wenige Euro darüber. Das Preis-Leistungsverhältnis war überall extrem gut.

Der weiße Schimmel

Eine kleine Geschichte fehlt noch (genau genommen noch viele) – ich wurde mehrfach angesprochen, ob der treue weiße Schimmel jetzt in der Wurst gelandet ist oder nicht.

Nicht, natürlich. Der arme Gaul lahmt noch und kommt in den nächsten Tagen zurück in’s Heimatgestüt, wo er dann vom Haus-Tierarzt behandelt wird. Im schlimmsten Fall kann er in diesem Sommer nicht zurück auf die Rennbahn, aber mit 30 Jahren darf man schon ein bisschen anspruchsvoll sein und umsorgt werden (wiss’ma ja aus eigener Erfahrung 🙂 🙂 )

Aber irgendwann reiten wir wieder in den Sonnenuntergang…

Überraschungen

Am gestrigen Abend sind wir an unserer letzten Station angelangt – und gleichzeitig an dem Gegenpol der vielen Kontraste, die Österreich zu bieten hat. Wenn das Gegenteil des hochalpinen Klimas die Steppe ist, der Gegensatz zu einem frischen Almlüfterl ein heißer Föhnwind und zu Dreitausendern ein See, dann ist die Rede vom burgenländischen Seewinkel, inmitten der pannonischen Tiefebene. Sogar die Ziergärten bei den Häusern, auch die Häuser selbst, sehen ganz anders aus, als in den westlichen Regionen. Werden dort die Fenster mit Hängepelargonien geschmückt und sind vor den Holzhäusern kleine Bauerngärtchen angelegt, stehen hier im Burgenland, im heißen trockenen Steppenklima, Oleander und Agapanthus in großen Kübeln, wilder Wein rankt sich über große Einfahrtstore, die, wenn sie offen stehen, den Blick freigeben auf wunderschöne großzügige Innenhöfe, kleine, begrünte Oasen mit schattigen Arkaden und Kellereingängen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Seen war man sich hier schon sehr früh der Einzigartigkeit dieses Naturparadieses bewusst und hat durch eine sehr scharfe Bau- und Naturschutzverordnung verhindert, dass der breite Schilfgürtel zerstört und die Ufer mit hässlichen Hotel-Plattenbauten zubetoniert wurden. So konnte hier ein einzigartiges Naturparadies erhalten werden, das zu Recht zum Unesco-Natur-Welterbe erklärt wurde. Unzählige Vogelarten brüten und leben hier, unter anderem kommen den Sommer über auch viele Störche und so ist es typisch für die kleinen, am See liegenden Gemeinden, dass hier auf jedem anständigen Rauchfang ein riesiges Storchennest sitzt [und die Dächer darunter von den fliegenden Glücksbringern zentimeterdick zuge***** sind 🙂 ]

Unter vielen idyllischen Orten rund um den See, sticht einer besonders heraus, und das ist Rust. Kleine Kellergassen, zwei wunderschöne Plätze in der Mitte, direkt am Schilfgürtel, viele schöne alte Winzerhäuser, aber ohne diese Massen-Urlaubsgeschäftigkeit wie im Lignano-ähnlichen Podersdorf am gegenüber liegenden Seeufer.

20130807-204533.jpg

20130807-204553.jpg

20130807-204616.jpg

20130807-205159.jpg
Ich hatte keine Ahnung von dieser Schönheit. Rust, ja, man hat davon gehört, soll ganz nett sein und so… aber wie bei allen Dingen, die man nur vom Hörensagen kennt, kann man bei diesen Erzählungen nur nicken, ja, da will man auch mal hin.

Und da waren wir dann, gestern, an einem der heißesten Abende dieses Jahres, sind auf ein Lokal mit dem Bauchgefühl-Kompass zugesteuert, weil da schon die meisten Tische besetzt waren und hier gelandet, im Ruster Hof:

20130807-205541.jpg
… ganz offensichtlich auch ein prominenter Drehort für eine ORF-ARD-Serie, „Der Winzerkönig“. Über uns der Himmel mit blauer Seide bespannt, im Glas der lichterleuchtende Muskateller, auf dem Teller pannonische Küche…

20130807-210026.jpg
„Fischpaprika“, fast wie eine Bouillabaisse, nur eben mit viel fruchtigen roten Paprika. Nur die Miesmuscheln glaube ich ihnen nicht…
… und auf den Hausdächern landen die Störche in ihren Nestern und klappern die blaue Seide an

20130807-205031.jpg

20130807-205044.jpg
Das war die zweite Überraschung hier, wenn man, nur um eine Kleinigkeit zu essen, dann ein kulinarisches Glanzlicht erlebt.

Am heutigen Vormittag, längst klirren an den Flipflops wieder die Sporen, heißer Wüstenwind,… treibt uns der Podersdorfer Massen-Badetourismus und ein Hochsicherheits-Badestrand (jeder Meter Seeufer abgesperrt, Baden entweder gegen saftiges Entgelt oder eben nicht, während an allen anderen Seen zumindest kleine öffentlich zugängliche Zonen waren) wieder zurück nach Rust, wo gerade die Störche aus ihrer nahen Lagune wie die Boeings über Schwechat in ihre Nester zurück kehren (meist nur kurz, sonst würden’s in Nullkommanix zum Grillhendl werden da oben, in der sengenden Sonne)…

20130807-210834.jpg
… und wollen eigentlich noch einmal filmreif essen – nur hat der Wirt leider gerade Drehpause. Da erleben wir die nächste Überraschung, im nahen „Wirtshaus im Hofgassl“:

20130807-211033.jpg

20130807-211100.jpg

20130807-211119.jpg
… und auf die Teller kam dann das kulinarische Highlight (Obauer läuft außer Konkurrenz) und krönender Abschluss unserer Tour:

20130807-211408.jpg
Geeiste pannonische Gemüsesuppe mit Bruschetta

20130807-211515.jpg
Gebratener Zander mit Safranrisotto und Vanille-Paprika – etwas ganz Sensationelles, fruchtige rote Paprika geschält und „geschmolzen“, mit Vanille aromatisiert
für das Kind:

20130807-211657.jpg
Spanferkel, vakuum-gegart, mit Erdäpfelnockerl und Blattspinat
Für die Sonnenseite in meinem Leben:

20130807-211825.jpg

20130807-211849.jpg
Kokosschaumsuppe mit Chili und Garnelen, anschließend Carpaccio
Zum Schluss als Nachtisch für uns drei:

20130807-212052.jpg
Tresterbrandparfait mit karamellisierten Bananen und Haselnüssen

Der erste Abend dieser Reise endete mit sonnenuntergangsfarbenem Aperol, der letzte Abend – schon wieder – mit mondleuchtendem Muskateller, die Geräusche, nämlich das Sirren der Zikaden, sind die gleichen, ein Windlicht auf dem Tisch, es ist warm… aber hier zu Hause nicht so warm, dass einem dieser unglaubliche Sommer den Schlaf raubt, so wie in den letzten Tagen.

Und so sitzen wir hier, plaudern über die vielen Dinge, die wie gesehen und erlebt haben, und sind sehr zufrieden, mit uns, und mit diesem wunderbaren Fleckchen Erde, das uns der liebe Gott vor die Haustür gestellt hat. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis diese unglaubliche Reise bis zum letzten Bissen verdaut ist, darum ist hier auch sicher noch nicht so schnell Schluss.

Wir gehen ein ganzes Stückchen reicher schlafen.

Das Maria(ndl) – ein Tag der Kontraste (Tag 10)

Es wär‘ natürlich ein Frevel der Sonderklasse, sich mit der Wachau ausschließlich auf dem Schiff berieseln zu lassen, denn wie die berühmt-berüchtigte Medaille haben auch die kleinen Ortschaften hier an der Donau eine Rückseite – im Gegensatz zum runden Metall jedoch ist auch diese wunderhübsch und romantisch. Das zu versäumen wäre wirklich jammerschade.

Die älteste Kirche der Wachau, St. Michael, aus dem frühen 16. Jahrhundert, zum Beispiel. Die engen kleinen Gässchen in Spitz, in denen einem hoffentlich niemand entgegenkommt. Die Gärten mit den berühmten Marillen-Bäumen, in einigen davon hängen sie noch, lächeln fröhlich herunter wie hunderte kleine Spiegeleier. Oder orange-goldene Sonnen mit erröteten kleinen Wangerln. Und selbstverständlich bekommt man hier überall in kleinen hübschen Hofläden alles, was man aus den kleinen Sonnen herstellen kann – Likör, Dicksaft, eingelegt, getunkt und natürlich zu unzähligen Marmeladen- und Chutney-Varianten verkocht, vom Mariandl höchstpersönlich.

Auf den sanft ansteigenden, in steilen Terrassen mündenden Weingärten schließlich wächst das zweite Standbein dieser Region, vom milden Donauklima verwöhnt, in erster Linie hervorragende Rieslinge und der Grüne Veltliner. Österreich lässt sich ganz grob in zwei Zonen einteilen – also der Teil von Österreich, wo Wein angebaut wird. Südlich des Semmering ist des Österreichers Leib- und Lebenswein der Welschriesling, jenseits davon der grüne Veltliner. Beide, wie auch schon der beschriebene Schilcher, haben sich in den letzten Jahren von der sauren Klesch’n zum Edeltröpferl gemausert. Irgendwie kann man insgesamt behaupten, dass sich die österreichischen Weine so richtig fein gemacht haben in den letzten 20, 30 Jahren. Der Gelbe Muskateller ist ja auch kein so pickert-grausliches Damenlikörchen mehr, sondern eine knackig-fruchtige Erfrischung (ich habe nämlich grad so was Nettes vor mir im Glas…)

Und so, wie es die Marillen-Läden gibt, reihen sich natürlich auch die Weingüter Tür an Tür, und man könnte sich hier, eine gewisse Trinkfestigkeit, einen Chauffeur, ein gefülltes Brieftascherl (guter Wein geht ins Geld) und viiieeeeel Zeit vorausgesetzt, so richtig gepflegt von Tür zu Tür verkosten. Wer danach noch immer Geld zum Verbröseln hat, der kann natürlich auch in einen der vielen Souvenir-Shops transcheln gehen. Hervorgestochen ist hier einer in Dürnstein, wo es Schmuckstücke aus silbergefassten Donau-Kieselsteinen gibt.

20130806-222404.jpg

20130806-222430.jpg

20130806-222544.jpg

20130806-222724.jpg
Unser Weg führt uns weiter – und weil wir fair bleiben wollen, kriegt auch der jüngste Zuwachs unter den österreichischen Landeshauptstädten ihren Platz in unserem Fotoalbum, nämlich St. Pölten.

Dann schlagen wir einen Haken und streifen kurz die Steiermark, verlassen die niederösterreichische Sommerhitze und flach-hügelige Landschaft in Richtung Süden und besuchen ein anderes Mariandl. Denn hier, im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet liegt der wichtigste Wallfahrtsort Österreichs, Mariazell, mit einer Basilika, deren Geschichte sich bis weit ins Mittelalter zurück verfolgen lassen. Der Ort ist klein, durch ein paar enge hübsche Gässchen führt die Straße hinauf, und da thront sie dann. Auch wenn man kein gläubiger Mensch ist, spürt man, dass es sich hier um einen ganz besonderen Ort handelt, vielleicht liegt es aber auch an der Basilika, die eine spürbare Ruhe und Kraft ausstrahlt, und man bekommt eine Ahnung von dem Gefühl, das wohl fromme Pilger haben müssen, wenn sie nach mehrtägigen Fußmärschen hier herauf kommen, an ihr Ziel.

20130806-223214.jpg

20130806-223236.jpg

In der Basilika selbst ist das Fotografieren aus verständlichen Gründen nicht erwünscht. Besinnliche Ruhe, angenehme Kühle, und der Gnadenaltar mit der Marienstatue im Zentrum. Es tut gut, nach den vielen Tagen voller Erlebnisse und Eindrücke einen Moment inne zu halten, durchzuatmen, die spirituelle Energie auf sich einwirken zu lassen. Dieser, und als wir wenig später knietief in der erfrischend-kalten Mürz stehen, sind die einzigen kühlen Momente dieses Tages.

Zum Schluss haben wir nochmals eine großen Sprung gemacht, weg vom bergigen, grünen Mariazeller Land. Und so genießen wir unseren letzten echten Reiseabend an einem ganz besonderen Ort. Immer noch hat es um die dreißig Grad, der Himmel hat die Farbe von blassblau über rosa in ein sanftes, gedämpftes Azurblau gewechselt, die Sommerhitze in ein angenehmes Lüftchen, über unseren Köpfen haben die Schwalben die Jagd nach Mücken beendet und vor mir steht der eingangs erwähnte Gelbe Muskateller, genau so leuchtend wie die Lichter entlang des Sees…

20130806-223409.jpg

… ein langer ruhiger Fluss (Tag 9)

Die Abkühlung nach den nächtlichen Gewittern hielt nicht lange an, der einzige Vorteil ist, dass wir jetzt in einem klimatisierten Auto unterwegs sind, wo man sich dazwischen wieder erholen kann. Trotzdem haben wir den weißem Schimmel bei dieser wunderschönen Strecke sehnlichst vermisst.

Schon am frühen Vormittag brennt die Sonne vom Himmel und spielt mit den Farben in den oberösterreichischen Seen. Allein dieses Fleckchen Erde bietet Sehenswertes für mehrere Tage.

20130805-203153.jpg

20130805-203206.jpg
Auf jeden Fall stecken wir hier eine große Nadel in die Österreichkarte, denn hierher müssen wir unbedingt noch einmal kommen.

Die Fahrt nach Linz haben wir recht zügig über die Autobahn hinter uns gebracht, dann am Linzer Hauptplatz Kaffee getrunken und – was sonst? – Linzertorte gegessen. Linzertorte steht, wie auch die Sachertorte, im Verdacht, ein Nebenprodukt aus der Dämmplattenindustrie zu sein. Das könnte aber daran liegen, dass beide zu oft knochentrocken gebacken und allzu lange aufbewahrt werden. Dann hilft nur noch ein großer Klecks Schlagobers, um akuter Speiseröhren-Verbetonierung vorzubeugen. Die heutige, am Ursprungsort konsumierte Linzertorte war jedoch würzig-saftig.

20130805-210145.jpg

20130805-210254.jpg
Hier in Linz stießen wir erstmals auf unserer Reise auf – sozusagen – die österreichische Hauptschlagader, die Donau – Patin für die inoffizielle österreichische Nationalhymne, den Donauwalzer, Lebensader, Naturparadies.

Und eines von vielen kleinen und großen Paradiesen, die dieser Fluss in dieses kleine feine Land geschliffen hat, ist die Wachau, das Talstück zwischen Melk und Krems, das auch seit einigen Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.

Am neunten Tag merken wir bereits erste Ermüdungserscheinungen, es könnte aber auch an der Hitze liegen, dass wir auf Herumgehatsche keine Lust hatten. Alles mit dem Auto abzufahren, wäre eine Option, die Fahrt im gut gekühlten BMW ist aber – und das stellen wir zum x-ten Mal fest – nicht annähernd so lustig wie mit dem Cabrio. Aber es gibt noch eine feine Möglichkeit, die schönsten Orte dieses Landschafts-Juwels zu erleben, nämlich auf dem Schiff.

Und so verbrachten wir einen ruhigen, gemächlichen, faulen Nachmittag auf der MS Austria und hatten durch den Fahrtwind stromabwärts endlich wieder Wind in den Haaren und Sonne auf der Haut.

20130805-211522.jpg

20130805-211546.jpg

20130805-211604.jpg

20130805-211621.jpg

20130805-211635.jpg

Rüscherln und Locken (Tag 8)

Eigentlich wollte ich diesen Post mit einem passenden Zitat einleiten. Aber das einzige, das ich gefunden habe, von Mozart über Salzburg, ist dieses hier:

Ich hoffe nicht, dass es nötig ist zu sagen, dass mir an Salzburg sehr wenig und am Erzbischof gar nichts gelegen ist und ich auf beides scheiße.

Es war nicht einmal eine Hassliebe, die Mozart mit seiner Geburtsstadt verband, es war einfach überhaupt keine Liebe. Die Salzburger haben das entweder vergessen, oder sie haben ihrem „Wappentier“ ganz einfach zum eigenen Vorteil verziehen. Denn kaum überquert man die Salzburger Stadtgrenze, bauscht sich der Rock und an den Schläfen kringeln sich die Haare zu Locken. Alles hier hat Rüschen, sogar ein stinknormaler Mélange beim Tomaselli. Überhaupt ist es am allerbesten, sich gleich einmal in den Garten eines guten Kaffeehauses in einem der Gässchen zu setzen, und das barocke Treiben zu beobachten. Auf diese Art lernt man am meisten über Salzburg:

– Die Kutschpferde sind alle Haflinger.
– Ein Haflinger ohne Kutsche hat vermutlich eine Kundenkarte bei Hermès.
– Die gültige Währung hier heißt Mozarttaler.
– Wenn nicht „zufällig“ in der Nähe Straßenmusiker etwas von Mozart spielen, dann sitzt am Klo in der Nebenkabine jemand und pfeift die „Kleine Nachtmusik“
– Aber nicht alles, was von einem Straßenmusiker gespielt wird, ist auch Mozart. Kann auch Paul Simon sein.
– Touristen kann man hier sofort von Einheimischen unterscheiden. Nein, es sind NICHT die Fotoapparate.
– H & M links, Nordsee rechts, Spar mittendrin. Getreidegasse 9. Auslagen: Nordsee – Schillerlocken????, H & M – wird ewig ein Geheimnis bleiben (zu viele Japaner davor). Spar – ratet mal…
– Nein, Mozart wohnt hier nicht mehr.

20130804-210506.jpg
– Auf meinem schneeweißen Rock einen rosa Fleck mit Dirndl-Muster entdeckt
– Sogar S’Oliver führt hier Trachten
– Zu unserer großen Enttäuschung gibt es aber nirgends weiße Rokoko- Perücken zu kaufen. Das wär eine Hetz‘ bei der Hitz’…
– ich muss unbedingt sofort nach dem Urlaub zum Friseur.
– Die „Mozart-Parfums“ in den Souvenir-Shops sind eine echte Mutprobe.
– Die Souvenirshops auch.
– mitten in eine asiatische Reisegruppe zu geraten auch.
– das „Tomaselli“ steht in keinem asiatischen Reiseführer. Dafür hat der Salzburger Adel dem Verlag ganz schön was bezahlt.
– sogar die Pferdeäpfel sind kugelrund und in goldenes Stanniol gewickelt
– All meine Lieben kriegen von mir Mozart-Schneekugeln, Mozart-Drehorgeln, Mozart-G’schirrhangerln und Mozart-Bierhäferln mitgebracht (Hihi, jetzt zittern alle 🙂 🙂 )
– Ausgerechnet Mozart-Klopapier gibt es nicht, dabei hätte ihm selbst das sicher am besten gefallen.
– was wär‘ bloß aus Salzburg geworden, wenn Mozart woanders auf die Welt gekommen wäre? Graz?

Die zweitbeste Methode, Salzburg zu erleben, ist eine Kutschenfahrt.

20130804-212350.jpg
In einer knappen halben Stunde, beginnend am Residenzplatz, umrundet und durchquert man die Salzburger Innenstadt, bekommt vom Kutscher viele Sehenswürdigkeiten erklärt und manch eine Anekdote erzählt. Die Festung haben wir uns bei dieser Affenhitze geschenkt, wir kommen wieder, wenn die Temperaturen tiefer sind und der ganze Festspiel-Irrsinn vorbei ist. Vielleicht im Advent, hahahahaaa

Wahrscheinlich muss man sich beizeiten eine große Portion Mozartlikör genehmigen – oder nach wenigen Stunden flüchten, ein Stückchen raus aus der Stadt, zum Beispiel zum Hangar 7

20130804-212735.jpg
… oder nach Hellbrunn, wo die barocken Wasserspiele für amüsante und wohltuende Abkühlung sorgen.

20130804-211959.jpg

20130804-212022.jpg

Wer anschließend noch bei tropischen gefühlten 50 Grad in den Zoo geht, ist vermutlich selber schuld und verdient es, von den Tieren mit purer Ignoranz bestraft zu werden. Die haben sich nämlich alle in diverse Höhlen, Baumstümpfe, Sumpflöcher oder sonstige Schlupfnester verzogen, nur hin und wieder sieht man eines von Schattenplatz A nach Schattenplatz B flüchten.

20130804-212851.jpg

Salzburger Liebe, eisgekühlt (Tag 7)

Was kann einem nach diesem paradiesischen gestrigen Abend noch Besseres passieren? Antwort: ein Frühstück ebenda, beim lieben Gott.
Es erwartet einen am wunderschön eingedeckten Tisch ein Marillen-Beeren-Kompott, Blutorangensaft, eine feine Auswahl an Brot, Käse und Schinken, Fruchtaufstriche und ein winziges Töpfchen mit Beerenjoghurt. Doch das ist erst der Anfang. Es wird einem außerdem ein vorzüglicher Gemüsesaft kredenzt sowie eine selbst aus Malaysia importierte Schwarzteemischung. Die Empfehlung aus der Küche lautet „Wachsweiches Ei mit Butter- Steinpilzen und Basilikumcreme“, eine Komposition, die warm serviert wird. Wenn man das Ei öffnet, verbindet sich der gerade noch leicht flüssige Dotter mit den Pilzen und dem Basilikum zu einem molligen Hochgenuss. Dann wird einem ein Schälchen hingestellt mit Perlhuhnsalat, sicherlich die Keulen der gestern verzehrten Terrinen-Perlhühner, mit knackigem Lauch, einer ganz leicht mayonnaisigen Sauce, Kräutern und Tomaten.

20130803-213929.jpg

20130803-213950.jpg

20130803-214003.jpg

20130803-214021.jpg
Wie kann man bitte besser in den Tag starten????

So waren wir gut gestärkt für das erste heutige Ausflugsziel, nämlich die Eisriesenwelt, die größte Eishöhle der Welt. Da es den Ablauf der geführten Touren massiv beeinträchtigen würde, ist das Fotografieren in der Höhle nicht gestattet. Beim Klick auf den Link bekommt man die Bilder – nebst vielen Hintergrundinformationen – noch schöner, als man sie in einer relativ großen Gruppe selbst machen könnte. Es erwartet einen eine zwar anstrengende (insgesamt gut vierzig Minuten Fußweg bis zum Höhleneingang, nicht gerade eben, sondern recht steil, fast zwei Kilometer Wegstrecke in der Höhle, inklusive weit über 1000 Stufen, und das Ganze wieder runter), aber märchenhaft schöne Traumwelt aus Eis. Draußen bereits am frühen Vormittag eine Gluthitze, drinnen Temperaturen um den Gefrierpunkt, das hält den Kreislauf ganz schön auf Trab.

Mit gaaaaaaaaanz viel Bedauern, dass wir die wunderschöne Strecke leider leider nicht im offenen Auto genießen konnten, ging es anschließend über den Paß Lueg, streckenweise die Lammer entlang (Fotos werden nachgereicht), hinter dem Dachstein vorbei, über Gosau nach Hallstatt. Wenn’s das so nicht schon gäbe, dann müsste man es glatt erfinden. Weltkulturerbe, wunderschöne kleine alte Stein-Holz-Häuser, schon fast übertrieben kitschige Lage am smaragdgrünen Hallstättersee, magischer Anziehungspunkt für – vor allem – asiatische Touristen. So magisch, dass Hallstatt sogar irgendwo in China originalgetreu nachgebaut wurde.

20130803-220643.jpg

20130803-220658.jpg

20130803-220804.jpg

Der Tag klang aus in Fuschl am See, wo es in einem der zahlreichen Restaurants nicht nur wunderbare regionale Fische gab…

20130803-220854.jpg
… sondern auch das Salzburger Nationaldessert. Und was es damit auf sich hat, erklärt am besten ein Lied von Peter Alexander aus einem alten Kitschfilm aus den 60er-Jahren.

Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
süss wie die Liebe und zart wie ein Kuss
Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
sind wie ein himmlischer Gruss

Und wird mal beim Hergott mal ein Fest arrangiert
ja was glauben sie, wird da als Nachspeis‘ serviert, na
Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
werden als Nachspeis serviert

Der Cäsar, der hat die Cleopatra
so ferchterlich gerne gemocht
die hat ja schon damals in A-Afrika
in Salzburger Nockerln gekocht

Die Potifar hat sie dem Josef gebracht
die Pompadour hat sie dem Ludwig gemacht
und der Liebestrank wird auch noch jetzt
durch Salzburger Nockerln ersetzt

Darum ess ma jetzt alle
Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
süss wie die Liebe und zart wie ein Kuss
Salzburger Nockerln, Salzburger Nockerln
sind wie ein himmlischer Gruss

Im Grunde sind sie der wahrgewordene Traum für alle, die immer schon gerne aus der Teigschüssel genascht haben, wenn Biskuit gebacken wurde. Fluffig gebackener, innen noch cremiger, duftender, warmer Biskuitteig.

20130803-221906.jpg

20130803-222008.jpg

Wo der liebe Gott wohnt… (Tag 6)

Auch wenn dieser Tag viel Unbill gebracht hat, gilt doch das schöne Sprichwort, dass man selbigen nicht vor dem dazugehörenden Abend loben – oder in unserem Fall ausschimpfen – soll. Dieses Loblied auf den Abend kam nicht wirklich unerwartet als Wiedergutmachung für viel Ärger, sondern war wohl kalkuliert, eiskalt berechnet sozusagen. Aber ist es schlimm, wenn man bei bestimmten Dingen im Leben schon vorher ganz genau weiß, was einen erwartet? Und ist es schlimm, wenn man inmitten dieser Unannehmlichkeiten schon vorher weiß, dass man in wenigen Stunden ein riesengroßes rosarotes Heile-heile-Segen-Trostpflaster auf’s aufgeschlagene Gemüt geklebt bekommt? (Natürlich wär’s uns noch lieber gewesen, uns dieses „Alles gut und das Leben ist einfach nur himmlisch“-Pflaster ohne Autopannenscherereien in’s Reisetagebuch zu picken)

So fiel die Beantwortung einer ganz bestimmten Frage nicht schwer, es ging uns sozusagen wie bei der Millionenshow, wo der Kandidat eine Millionenfrage genau über das Thema bekommt, wo er vorher noch ein dickes Buch dazu gelesen hat. Der jubelt auch, wenn die Goldkonfetti auf ihn niederregnen. Gut, der Vergleich hatscht ein bissl, schließlich weiß der Kandidat die Frage und die Antwort erst, wenn er schon die längste Zeit auf dem Stuhl hockt. Wir wussten es in dem Moment, als wir die virtuelle Stecknadel in die reale Österreichkarte gepinnt haben. Im März.

Achso, ja, die Frage:

„Wo wohnt der liebe Gott?“

Es kann nur eine Antwort geben: in Werfen, im schönen Salzburg. Warum gerade da? Gibt’s nicht noch viele andere, mindestens gleich schöne Orte in Österreich? Ja, mag sein. Aber denen fehlt samt und sonders etwas Entscheidendes. Die haben nämlich keine Obauers. Und drum wohnt der liebe Gott ganz eindeutig hier, und nirgendwo sonst.

Wer schon mal hier war, wird jetzt seufzend die Augen schließen und sich denken: „Ooooooh, jaaaaa!!!!“ Allen Heiden sei erklärt: die Brüder Obauer sind seit gut zwanzig (!) Jahren ein kulinarischer Fixstern am europäischen Kulinarik-Himmel. Schon ziemlich gleich lang sind die Brüder ohne Unterbrechung (!) mit vier Gault-Millau-Hauben ausgezeichnet, eine Konstanz, die hierzulande fast niemand schafft. Aber wir sind ja nicht hier, um Hauben zu essen, sondern um uns mit Messer und Gabel in die fünftnächste Dimension zu beamen – und, jajajaja, nicht ungeduldig werden, ich komm ja schon zur Sache 🙂

Aperitif
Fotolos ausgesoffen. Rote Ribisel, mit Sagoperlen und Minze als Bowle eingelegt, ein Löffelchen davon mit Cremant Rosé aufgegossen.
Als kleiner Appetizer dazu:

20130802-220450.jpg
I. UZS: Gebackener Steinbutt auf Kernöl-Mayonnaise, am Löffel Marillen-Sauerrahm-Creme, darüber eine Lammsulz und Apfel-Chili-Gelée
Ich hab keine Ahnung, wie man so viel Geschmack in so einen kleinen Würfel Sulz bekommt.

Die Menüwahl fiel uns nicht schwer.

Amuse Gueule
Jeder bekam etwas anderes. Und wer fototechnisch zu spät kommt, der hat nachher keines.

20130802-221622.jpg
Kalbstartare; ohne Foto: Kohlrabi-Blätter mit Nuss-Pesto, Radieschen-Schaumsüppchen
Man lasse zukünftig lieber die Radieschen beim Marktstandl und nehme nur die Blätter mit, sollen die Kaninchen was anderes fressen, die Blätter bekommen sie nicht mehr. Das Süppchen kam übrigens gut gekühlt, in einer gaaaaaaanz leicht angedickten Form, fast ein bisschen so, wie Vanillemilch, natürlich ohne Vanille, Grün-Milch sozusagen, herrlich erfrischend. Das Nuss-Pesto…. kann eigentlich keine große Hexerei sein… man müsst‘ halt nur auf den Trick dahinter kommen. Der Honig? Oder doch einfach das Zusammenspiel mit den leicht pfeffrigen Kohlrabi? Auf einem kleinen Löffelchen der Geschmack von fünf Kilo Nüssen. Die Eichhörnchen gehen zukünftig auch leer aus.

Vorspeise

20130802-221045.jpg
Terrine vom Perlhuhn und Gänseleber, mit Fenchel und Apfel-Staudensellerie-„Kompott“
Gänseleber hat leider einen ganz schlechten Ruf. Aber ich gehe mal fix davon aus, dass das hier ganz sicher keine – zu Recht verbotene – Stopfleber ist. Gänse werden nun mal, wie viele andere Tiere auch, gegessen, und Gänse haben Lebern. Warum also wegwerfen? Als „Zwischendecke“ ist knackig gegarter Fenchel eingezogen, das ganze nicht süßlich, wie bei Leber sonst oft üblich, sondern durch die Apfelwürfel, Granatapfelsaft und frische Kräuter (Steinklee und Fenchelblüten) knackig säuerlich mariniert. So erlebt man zuerst die einfach nur sündhaft-mollige Cremigkeit der Leberterrine und dann dazu das Anis-Aroma des sommerlichen Fenchel und zum Drüberstreuen das Granatapfel-Aroma, während sich das Perlhuhn zwischendrin ganz zart zurückhält und sozusagen eine Bühne bildet für die sommerliche Geschmackswelt der anderen Zutaten.

1. Hauptgang

20130803-153455.jpg
Zander mit Radieschennudeln
Ein Glasschiffchen ankert am Tisch. Wunderbarer Duft schlägt einem entgegen, von dottergelben Eiernudeln, dazwischen kurz und knackig gegarte Radieschen-Stiftchen (wir revidieren, die Kaninchen kriegen auch die Radieschen NICHT. Und werden sie zukünftig nicht mehr nur in Blattsalat versenken) – alles in einer wiesengrünen, säuerlich-frischen Estragonsauce. Und auf all dem thronen zwei dicke Tranchen Zander, offensichtlich vakuumgegart, unbeschreiblich zart und saftig entwickelt der Fisch im Mund Geschmacksnuancen, die man so noch nicht kannte. Als nur noch ein „Noagerl“ im Teller ist, überlegen wir, ob wir durch gezielten Wurf des Salzsteuers in Richtung Weingläser einen Tumult verursachen sollen, um ungestört die Teller abschlecken zu können. Aber wir bleiben natürlich zivilisiert 🙂

Dazu übrigens ein Sauvignon blanc vom Grassnitzberg.

2. Hauptgang

20130803-185030.jpg
Rosa Beiried und geschmorte Wade vom Jungrind, mit Wacholder und Kohlrabi-Gemüse
Jetzt wäre wirklich fast etwas in Richtung Weingläser geflogen, um ungestört die Teller abzuschlecken oder unsere Eltern hätten sich in Abwesenheit für laute Schmatzgeräusche geschämt – und das anwesende eigene Kind wär gleich noch ordentlich verzogen worden. Für dieses Gericht gab es nur ein Wort: einfach UNGLAUBLICH. Ein butterzartes Beiriedstückerl, mollig-sahnig-dillige Kohlrabi, die fortan zum König der Gemüse ernannt werden. Und dann die geschmorte Rinderwade im Wacholdersafterl… wie kann man die beschreiben… gar nicht. Dafür gibt es keine Worte. Das Fleisch so zart, dass man es mit dem Kaffeelöffel essen hätt‘ können, das Wacholdersafterl dicht, facettenreich, würzig, sensationell, UNGLAUBLICH eben.

Den Wein habe ich mir ob dieser paradiesischen Opulenz nicht gemerkt, es war irgendwas wunderschönes Rotes aus dem Burgenland, das natürlich – wie könnte es anders sein, wenn im perfekt eingespielten Team auch ein Klasse-Sommelier ist – grandios gepasst hat.

Ermattet lässt man sich in den Sessel sinken und denkt, dass es gar nicht mehr menschenmöglich sein kann, diesen Gang noch zu toppen. Aber dann…

DAS Dessert

20130803-210040.jpg

20130803-210107.jpg
Buttermilch-Schlüsselblumenhonig-Mus mit Nusskeks, Rhabarber und Sauerampfer-Eis

Wo fang‘ ich bloß an… das herrlich erfrischende, fluffige, ganz leicht honigsüße Mus, dazu ein mürb-knuspriger, intensiv nussiger, dünner Keks, säuerliches Rhabarberkompott, aber die Krönung des Ganzen war das Eis. Ein Löffelchen schmilzt sofort im Mund und explodiert genau da und plötzlich ziehen im Zeitraffer all die saftig-grünen Wiesen vor dem geistigen Auge vorbei, und man spürt den frischen Almwind von Galtür und den Geruch von frischem Gras, der einem irgendwo auf der Fahrt in die Nase gestiegen ist. Und es ergibt sich mit dem buttermilchigen Mus und den gelben Schlüsselblumen ein Bild, ein Gesamtkunstwerk.

Die Kühe müssen sich zusammen mit den Kaninchen und den Eichhörnchen zukünftig auch was anderes zum Fressen suchen. Sauerampfer wird requiriert.

Die kleinen Naschereien, die noch dazu gestellt wurden, Mandelbögen, kleine Marshmellows, ein Himbeer-Haferflockenwürfel,ein kleines cremiges Würfelchen und Beerengelee, gehen da fast unter.

Man geht ganz langsam ins Zimmer zurück, als könnte man damit noch ein kleines Stückchen länger an diesem Abend festhalten und kippt da müde, satt und sehr zufrieden mit dem Wissen in’s Bett, dass man hier dem Himmel ein kleines Stückchen näher ist, als sonstwo, denn hier muss er wohnen, auf jeden Fall essen – oder vielleicht kochen, der liebe Gott.